Optionen rollen oder schließen – mit Beispielen

Geldschnurrbart Blog Post

Optionen rollen oder schließen? Im vorherigen Kapitel der Artikelserie zu Optionen haben wir uns mit dem Covered Call, einer Variante der Call Option beschäftigt. Wir endeten mit der Frage: Wird uns ein Cash Secured Put entweder eine volle Prämie bringen oder wird er eben ausgeübt? Die Antwort ist nein. Ändert sich die Faktenlage oder unsere Meinung, müssen wir nicht “still halten” und zuschauen, was passiert: wir können aktiv eingreifen. Dieses Kapitel widmet sich mit dem dem Thema Optionen rollen und schließen diesem aktiven Eingreifen.

Wir haben viel über Optionen gelernt und kennen die Vorteile der Verkäuferseite (Stillhalter). Ich verkaufe eigentlich nur zwei Typen von Optionen:

  1. Cash-Secured Put (CSP)
  2. Covered Call (CC)

Die Vorteile dieser beiden Vorgehensweisen sind für mich als Einsteiger in den Optionshandel einfach zu attraktiv, als dass ich daran erst einmal etwas ändern wollen würde. Die wichtigsten Vorteile liegen für mich in der relativen Sicherheit, logischen Funktionsweise und in der Einfachheit.

Nun zur Frage aus dem vorherigen Teil: Wird uns ein Cash Secured Put entweder eine volle Prämie bringen oder wird er eben ausgeübt?
Unsere Möglichkeiten:

  • Schließen von Optionen
  • Optionen rollen

Schließen von Optionen: Glattstellen

Das Schließen oder auch Zurückkaufen einer Option (“glattstellen”) ist sehr einfach.

Man kauft exakt die gleiche Option, die man zuvor an jemanden verkauft hat. Damit neutralisieren sich beide Positionen im Depot.

In den gängigen  Handelssystemen zum Optionshandel wie der TraderWorkStation (TWS) ist das sehr einfach gelöst: Man geht im Depot auf die Position, die man glattstellen möchte und wählt aus dem vorgefertigten Menü “Position schließen” aus. Dann öffnet sich automatisch die Gegenposition im Kaufprogramm (siehe Bild).

Optionen rollen TWS
Hier ein Screenshot aus meiner Handelsplattform (TWS): Zu sehen ist die Aktionsauswahl (Rechts Klick auf die Option). Darunter zu finden ist Schließen und Verlängern (Rollen)

Gründe für das Schließen einer Option

Gründe für das Schließen einer Options-Position können unterschiedlich sein:

  • Die Option ist so gut gelaufen, dass man sie für einen sehr kleinen Preis glattstellen kann. Das hat den Vorteil, dass danach kein Kapital mehr für diese Option gebunden ist und man den nächsten Cash-Secured Put verkaufen kann und so eine neue Prämie kassiert.
  • Die Option läuft sehr gegen die Erwartungen und man möchte nicht riskieren, ausgeübt zu werden (Später mehr dazu im Strategieteil und Aktienauswahl). Das Schließen läuft gleich ab wie oben beschrieben, nur dass der Preis für die Gegenposition deutlich höher sein wird als die zuvor vereinnahmte Prämie und man so einen Verlust realisiert.

    Dies reduziert dann entsprechend unsere eingezahlten Mittel und wir haben weniger Geld für unsere Cash-Secured Puts. Darauf muss geachtet werden, insbesondere ob die laufenden CSP noch ausreichend gedeckt sind! (Das Gegenteil wären naked Short Puts!)

Gerade bei ungedeckten Optionen wie zum Beispiel beim klassischen Straddle ist das überwachen und Schließen der Position zwingend notwendig.

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Rollen von Optionen

Nochmal eine kurze Wiederholung der Bestandteile von Optionen. Eine Option ist eine Vereinbarung zwischen Käufer und Stillhalter und umfasst folgende Variablen:

  1. Basiswert (Underlying)
  2. Termin (Expiring Date)
  3. Basispreis (Strike)
  4. Optionstyp (Put oder Call)

Wenn eine Option nicht so läuft wie man das erwartet hat, muss man die Flinte nicht gleich ins Korn werfen und die Option schließen. Ist man weiterhin von seiner Meinung, die zum Verkauf der Option geführt hat, überzeugt,  kann man eine Option rollen.

Rollen bedeutet, man verändert das Expiring Date, den Strike oder beides

Beispiel Put:

  • Gleicher Strike, man wählt aber einen weiter weg liegenden Verfallstag (=weg-rollen)
  • Gleicher Verfallstag, man wählt aber einen niedriger liegenden Strike (=runter-rollen)
  • Man wählt einen weiter weg liegenden Verfallstag und einen niedriger liegenden Strike (=weg- und runter-rollen)

Beispiel Call:

  • Gleicher Strike, man wählt aber einen weiter weg liegenden Verfallstag (=weg-rollen)
  • Gleicher Verfallstag, man wählt aber einen höher liegenden Strike (=rauf-rollen)
  • Man wählt einen weiter weg liegenden Verfallstag und einen höher liegenden Strike (=weg- und rauf-rollen)

Beim Rollen erhält man etwas Luft, sodass die zugrunde liegende These noch aufgehen kann. Dabei kann auch nach dem Rollen ein Gewinn verbleiben, der aber geringer ausfällt als wenn nicht gerollt worden wäre. Gründe: zusätzliche Transaktionskosten, Trade läuft tendenziell gegen die eigene Annahme und damit ins Risiko was zu höheren Kauf-Prämien führt.

Beispiel zum Rollen von Optionen

Beispiel:
Nehmen wir einen Nike (NKE) Put zum Verfallstag in 50 Tagen und den Strike zu 85 USD. Die Prämie beträgt 1.18 USD je Aktie. Wir haben damit 118 USD eingenommen.

Der Kurs läuft gegen uns und liegt nach 35 Tagen bei 83 USD. Der Verfallstag rückt näher und wir müssen uns entscheiden. Ist die Ausübung für uns okay? Wir haben nichts gegen die Nike Aktien, immerhin haben wir sie gezielt ausgewählt, dennoch glauben wir, dass die Aktie mit etwas Zeit wieder über 85 USD steigen wird. Die Option wird weggerollt..

Wir kaufen den Put zurück (d.h. wir schließen unseren Put: glattstellen) für einen Betrag von 2.18 USD, wir bezahlen also 218 USD und wir machen erstmal 100 USD minus.

Nun verkaufen wir im Anschluss sofort einen neuen Put. Gleicher Strike, wählen aber den Verfallstag 35 Tage später und bekommen dafür eine Prämie von 1.95 USD, in Summe also 195 USD.

Aus dem Rollen ergibt sich folgende Rechnung: 118 USD (Prämie 1. Put) minus 218 USD (Kosten fürs Glattstellen) plus 195 USD (Prämie 2. Put) = 95 USD (Ergebnis des Weg-Rollens)*

*Zur Vereinfachung wurde das Beispiel ohne Transaktionskosten (circa 3.50 USD je Options-Operation) gerechnet.

Fazit Optionen rollen

Man sollte sich jedoch immer genau überlegen, ob rollen sinnvoll ist. Wenn sich die Lage wirklich deutlich geändert hat, sollte man sich seine Fehleinschätzung eingestehen. Im Anschluss wird besser durch Glattstellen ein Verlust realisiert, als ewig zu rollen und dabei am Ende doch auch im Verlust zu enden – oder mit einem nur  kleinen Gewinn vom Felde zu ziehen.

Ich persönlich realisiere einen Verlust nur wenn sich meine Meinung zum Underlying ändert. Bin ich nach wie vor vom Basiswert überzeugt, lasse ich mich in der Regel ausüben und schreibe dann Covered Calls auf den Basiswert.

So kann ich reagieren ohne einen Verlust (vorerst) zu realisieren, der dann natürlich meinen Geld-Bestand reduziert und ich somit weniger Cash für weitere CSP zur Verfügung habe. Dazu mehr im Strategieteil.

Im nächsten Teil der Artikelserie wählen wir einen passendes Optionen Broker für uns aus.

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2 Gedanken zu „Optionen rollen oder schließen – mit Beispielen“

  1. Zurückkaufen oder Rollen wird ab dem Jahr 2021 schwierig, da dann Verluste aus Optionsgeschäften nur bis zu einer Höhe von 10000 € steuerlich gegengerechnet werden können.

    Antworten
    • Hallo Eugen,
      mit deinem Hinweis zur Steueränderung hast du vollkommen recht. Dazu kommt ein kleiner Abschnitt im letzten Teil. Nur soviel vorweg: Diese Strategie ist von der Steuerändung weniger betroffen, da unser Ziel die vollständige Einnahme der Stillhalterprämie ist beziehungsweise das Schließen der Option wenn sie weit im Gewinn ist. Ich lasse mich tendenziell Ausüben als ewig zu rollen.
      Im letzten Jahr hatte ich nur circa 150 EUR Kosten (zu bezahlende Prämie fürs Glattstellen oder Rollen). Das heißt ich könnte mit 66x Geldbetrag arbeiten und würde erst dann an die Grenze von 10.000 EUR Verlust kommen (wenn alles identisch laufen würde wie letztes Jahr).
      Aber du hast Recht: unendlich Hochskalieren würde jetzt (vorerst) nicht mehr gehen. Besonders schwer getroffen werden komplexe Optionsstrategien wie Butterflys die zur Risikominimierung! mehrere short Calls / Puts verwenden.
      Gruß
      Alex

      Antworten

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