Leserstory Christian (42) aus Kiel: Mit Romanen bei Amazon Geld verdienen?

Geldschnurrbart Blog Post

Heute haben wir eine interessante Leserstory aus dem Bereich Online Geld Verdienen: Leser Christian (42) hat einen Roman über Amazon veröffentlicht. Was dabei finanziell rumkam, ob er es heute noch einmal machen würde und wie er auf die Idee kam, all das in der heutigen Leserstory!

Eigentlich hatte ich immer davon geträumt: Ein eigenes Buch schreiben und veröffentlichen. Und so ganz verschwand dieser Gedanke, den ich seit den späten Teenager-Jahren mit mir herumgetragen hatte, nie wieder aus meinem Kopf.

Geschrieben hatte ich eigentlich immer. Erst während des Studiums als freier Mitarbeiter einer Lokalzeitung, später beim Radio und als Redenschreiber bei einem großen Verband. Vor zwei Jahren beschloss ich dann, meine Kenntnisse im Sozialrecht in Form von kurzen, knackigen Ratgebern in Buchform zu publizieren. Durch diverse Blogs und Podcasts hatte ich zuvor von der Möglichkeit des Selfpublishings gehört. Und damit tat sich plötzlich eine völlig neue Welt auf.

Meine Wahl fiel auf Kindle Direkt Publishing (KDP) von Amazon, da Du hier einfach den größten Markt erreichen kannst. Dagegen spricht, dass es in Deutschland relativ viele Menschen gibt, die Amazon aus Prinzip nicht unterstützen möchten. Selbst wenn es um ein eBook für 2,99 Euro geht. Dennoch – nachdem ich alle Vor- und Nachteile abgewogen hatte, entschied ich mich dafür, voll auf Amazon zu setzen.

Und was soll ich sagen? Die Sachbücher laufen seit dem Start im September 2019 immer noch gut. Und als dann mit dem ersten Corona-Lockdown im März 2020 einige Hobbys komplett wegfielen, war da auf einmal wieder diese Idee in meinem Kopf. Der eigene Roman. Wann, wenn nicht jetzt, sollte ich dieses Projekt angehen?

Christian Schultz (40) aus Kiel
Christian Schultz (42) aus Kiel

Ein Roman schreibt sich nicht von selbst

Doch schnell stellte ich fest, dass sich das Schreiben eines Romans doch sehr von dem eines Ratgebers unterscheidet. Der Inhalt eines Sachbuches wird quasi unmittelbar durch die dahinterliegenden Fakten bestimmt – nur die Struktur des Buches und der Schreibstil lassen einen gewissen Spielraum. Bei meinem neuen Buchprojekt dagegen stand ich zunächst vor der Frage: Wie soll ich anfangen? Den Plot der Story komplett durchplanen und anschließend abarbeiten? Oder wie ein Freigeist einfach drauflos schreiben und mich von der Geschichte selbst inspirieren lassen?

Normalerweise bin ich ein ziemlich strukturierter Typ, der im Beruf seine Wiedervorlagen systematisch abarbeitet und nicht viel dem Zufall überlässt. Aber hier wollte ich es einmal anders versuchen. Rund 370 Seiten habe ich in den folgenden Monaten runtergeschrieben. Anfangs unregelmäßig mit größeren Pausen, doch da fehlte mir schnell die Struktur. Also habe ich die Strategie geändert und von da an jeden Tag genau zwei Seiten verfasst. Meist in den späten Abendstunden, wenn der Rest der Familie im Bett lag.

Da ich die Handlung nicht vollständig durchgeplant hatte, kam ich beim Schreiben mehrmals in Situationen, in denen ich vorherige Kapitel ein wenig umschreiben oder ergänzen musste. Das kostete Kraft, ein hohes Maß an Selbstdisziplin und manchmal auch Nerven. Umso glücklicher war ich, als das fertige Manuskript auf meinem Bildschirm flimmerte.

Die ersten Ausgaben

Bis hierher hatte ich für meinen Roman keinen Cent ausgegeben. Die unzähligen Stunden Arbeit, in denen ich abends oder nachts vor dem Laptop saß, wollen wir in dieser Rechnung gar nicht erst betrachten. Doch schon zu Beginn des Schreibens hatte ich mir überlegt, dass ich das Buch nicht ohne ein professionelles Lektorat herausgeben möchte.

Bei den Sachbüchern hatte ich natürlich auch Kolleginnen und Kollegen draufschauen lassen. Das Geld für ein richtiges Lektorat wollte ich damals aber nicht investieren. Bei meinem ersten und bisher einzigen Roman war ich mir aber unsicher. Ist der Plot nachvollziehbar? Gibt es logische Fehler in der Handlung? Sind Figuren überzeichnet? Von daher stand für mich fest, dass ich hier Geld in die Hand nehmen würde.

Richtig Geld in die Hand nehmen, sollte man wohl sagen. Denn ein professionelles Lektorat beginnt bei 5,50 Euro pro Normseite. Am Ende habe ich rund 2.700 Euro ausgegeben, also eine ganze Menge Kohle. Mit der Arbeit meiner Lektorin war ich sehr zufrieden. Was man am Anfang vielleicht ein wenig unterschätzt: So ein Lektorat verursacht auch noch einmal zusätzliche Fleißarbeit für den Autoren selbst. Denn ich musste mich mit zahlreichen Verbesserungsvorschlägen auseinandersetzen, habe einige Kapitel umgeschrieben und auch gekürzt. Am Ende war ich aber einfach glücklich, dass „mein Baby“ fertig war. Passenderweise nach knapp neun Monaten.

Vor dem Launch

Jetzt brauchte ich nur noch ein Titelbild. Anfangs versuchte ich, freiberufliche Graphiker dafür zu gewinnen. Zu meinem Erstaunen antwortete bei drei Versuchen aber nicht ein einziger davon auf meine Mail. Okay, dachte ich mir, dann eben doch wieder bei Fiverr – da hatte ich gute Erfahrungen für die Cover meiner Sachbücher gemacht. Am Ende habe ich noch nicht einmal 20 Euro für eine mir bereits bekannte Freelancerin aus Bahrain ausgegeben. Ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Hilferuf nach Mitternacht eBook
Hilferuf nach Mitternacht eBook

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch auf den letzten Drücker den Buchtitel geändert. Und jetzt konnte es endlich losgehen – bei KDP hochladen und in gespannter Erwartung schauen, was passiert.

So lief der Verkaufsstart

Schleppend. So kann man es wohl auf den Punkt bringen. Natürlich hatte ich den Buch-Launch bei Freunden und Familie angekündigt, so dass in den ersten Tagen einige Käufe bei Amazon zu verzeichnen waren. Den engsten Freunden und meinen Eltern habe ich das Buch ohnehin in Druckform geschenkt. Aber danach? Fehlanzeige.

eBook und Taschenbuch Verkäufe
eBook und Taschenbuch Verkäufe

Ganze 20 eBooks gingen im Februar über den virtuellen Ladentisch. Natürlich hatte ich mir vorher Gedanken über das eine oder andere Marketinginstrument gemacht. Aber weder meine privaten Social-Media-Kanäle noch eine digitale Lesetour kamen da für mich in Frage.

Als sich abzeichnete, dass es ohne weitere Maßnahmen keine weiteren Buchverkäufe geben würde, wusste ich: Nun musst Du in den sauren Apfel beißen und noch einmal investieren – in Anzeigen direkt bei Amazon.

Amazon Ads

Die wichtigsten Zahlen zusammengefasst: Ich habe im März und April knapp acht Wochen aktiv bei Amazon geworben. In dieser Zeit habe ich insgesamt 552,74 Euro ausgegeben – rund neun Euro am Tag. 1380 User haben auf eine der Anzeigen geklickt – bei Kosten von jeweils ca. 40 Cent. Zum Kauf konnte ich auf diese Weise 136 User bewegen.

Amazon Marketing Dashboard
Amazon Marketing Dashboard

Hat sich das jetzt gelohnt? Würde ich es genauso wieder machen?

Nun, es kommt auf die Betrachtungsweise an. Eine wichtige Variable habe ich Euch bisher vorenthalten. Und das ist der Preis, zu dem ich das Buch bei Amazon verkaufe. Außerdem das Geld, das am Ende wirklich auf meinem Konto landet.

Mein Einkommen aus dem Roman

Wer selbst selten eBooks bei Amazon erwirbt, erlebt nun vielleicht eine mittelgroße Überraschung. Denn mehr als 99 Cent kannst Du als unbekannter Autor im Belletristik-Bereich kaum aufrufen. Ich habe es während der Werbe-Kampagne kurz probiert, nachdem ich eine runde Zahl an Rezensionen eingesammelt hatte. Die Verkäufe brachen von einem auf den anderen Tag fast komplett ein. Und das, obwohl ich den Preis auf moderate 2,99 Euro angehoben hatte. Nicht vergessen – wir sprechen hier von einem professionell lektorierten Roman mit 370 Seiten.

Hintergrund: Beim Schleuderpreis von 99 Cent erhältst Du von den ohnehin schon geringen Einnahmen gerade einmal 30 Prozent. Pro verkauftem eBook bleiben mir sage und schreibe 33 Cent. Steigt der Preis auf mindestens 2,69 Euro, wächst der Anteil des Autoren auf 70 Prozent. Bei 2,99 Euro bleiben also ganze 1,90 Uhr bei mir – das ist schon ein anderer Schnack.

Aber wie gesagt – der aktuelle Markt erlaubt es mir nicht, den Preis auf dieses Level anzuheben. Somit bewegen sich meine Einnahmen nach wie vor auf niedrigem Niveau.

Einnahmen aus Buchverkäufen und gelesenen Seiten bei Amazon Unlimited
Einnahmen aus Buchverkäufen und gelesenen Seiten bei Amazon Unlimited

Insgesamt habe ich seit dem Verkaufsstart 651,86 Euro (Stand 31.07.2021) eingenommen. Aus rein finanzieller Perspektive ein katastrophales Geschäft. Nicht nur, dass ich zuvor 2700 Euro investieren musste – die unzähligen Stunden vor dem Rechner hätte ich in jedem Kellner-Job (oder in Zeiten von Corona vielleicht im Callcenter) weitaus profitabler einsetzen können.

Das ist die eine Seite. Für mich war das Schreiben eines Romans jedoch von Anfang an kein rein finanzielles Projekt. Natürlich hätte ich mich gefreut, wenn das Ding durch einen tollen Zufall richtig durch die Decke gegangen wäre. Aber damit war nicht wirklich zu rechnen. Es war und ist bis hierher mein erster Roman. Die Konkurrenz da draußen ist unheimlich gut, meine schriftstellerischen Fähigkeiten im Vergleich dazu allenfalls Mittelmaß. Aber trotzdem bin ich glücklich darüber, alles so durchgezogen zu haben. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Allein durch harte Arbeit und eine gehörige Portion Selbstdisziplin. Wenn meine Tochter alt genug ist, kann sie das Buch selbst lesen und mutmaßen, welche Person im Roman durch sie inspiriert wurde.

Würde ich es wieder machen? Tatsächlich spiele ich mit dem Gedanken, einen zweiten Roman zu schreiben. Allerdings würde ich einiges anders angehen: Vor der ersten Seite würde ich mir ein Gerüst der kompletten Handlung zurechtlegen. Ich würde die Seitenzahl begrenzen, das Buch sollte deutlich kürzer werden als das Erstlingswerk. Und ich würde vermutlich nicht noch einmal in ein Lektorat investieren, solange keine größeren Verkaufszahlen zu erwarten sind.

Dein Finanzbauplan in 3 Schritten

Schließe dich 20.000+ finanziellen Selbstentscheidern an. Erhalte neben deinem Finanzbauplan regelmäßig Tipps zum Geld verdienen, Geld sparen und Geld anlegen.

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen