Niedrigzinsphase – Gibt es noch rentable Geldanlagen?

Geldschnurrbart Blog Post

Mittlerweile hält die Niedrigzinsphase innerhalb der Europäischen Union bereits seit mehreren Jahren an. Für Anleger ist dies eine sehr unbefriedigende Situation, denn zumindest bei sehr sicheren Geldanlagen, zu denen beispielsweise das Festgeld oder auch das Tagesgeldkonto gehören, ist die Rendite nicht mehr erwähnenswert. Meistens liegt sie deutlich unter der Inflationsrate, sodass Anleger echte Kapitalverluste erleiden. Aus diesem Grund stellt sich die Frage, ob – und wenn ja – welche Formen um sein Geld anlegen zu können es in der Niedrigzinsphase überhaupt noch gibt, die eine zumindest akzeptable Rendite aufweisen. Mit exakt diesem Kapitalanlagen möchten wir uns gerne im Folgenden näher beschäftigen.

Welche Anlagen lohnen sich in der Niedrigzinsphase nicht mehr

Es ist fraglich wann und ob die Niedrigzinspolitik sich ändern wird. Es gibt einige Anlageformen, die sich in der Niedrigzinsphase von der Rendite her nicht mehr lohnen, sondern die von Anlegern nahezu ausschließlich deshalb noch gewählt werden, weil sie mit einer hohen Sicherheit ausgestattet sind. Nahezu ausschließlich handelt es sich dabei um verzinsliche Anlageformen, insbesondere:

  • Tagesgeld
  • Festgeld
  • Spareinlagen
  • Bundeswertpapiere
  • Geldmarktpapiere
  • Sehr sichere Anleihen

Bei all diesen Finanzprodukten bewegt sich die Rendite aktuell in aller Regel unterhalb von einem Prozent, sodass die Inflationsrate höher ist und somit reale Kapitalverluste entstehen. Genau deshalb suchen immer mehr Anleger nach Alternativen, wie sie mit einer Geldanlage auch während der Niedrigzinsphase noch eine gute Rendite erzielen können.

Anlageformen sollten unabhängig vom Kapitalmarktzinsen sein

Wenn wir uns mit der Frage beschäftigen, welche Anlageformen in der Niedrigzinsphase überhaupt noch rentabel sein können, dann sollten es sich dabei vorrangig um Kapitalanlagen handeln, die unabhängig von der Entwicklung der Kapitalmarktzinsen sind.

In aller Regel erzielst du mit diesen Anlageformen keine Zinsen, sondern eine andere Form des Ertrages. Zu den Geldanlagen, die auch in der Niedrigzinsphase noch eine gute Rendite liefern können und die wir etwas näher erläutern möchten, zählen unter anderem:

Darüber hinaus gehören natürlich auch zahlreiche Anleihen zu den Finanzprodukten, mit denen du auch in der Niedrigzinsphase eine gute Rendite erzielen können. Dann solltest du allerdings auf die Verzinsung achten, denn in den meisten Fällen werden Rentenpapiere nur dann einen akzeptablen Ertrag verbriefen, wenn die Bonität des Emittenten nicht besonders gut ist. Somit gehst du aber ein höheres Risiko ein, über das du dir im Klaren sein solltest.

Aktien: die Alternative Nummer 1?

Immer dann, wenn die Zinsen an den Kapitalmärkten für Anleger relativ gering sind, werden Aktien als Alternative Nummer 1 genannt. Tatsächlich ist über viele Jahrzehnte hinweg zu beobachten, dass Aktien immer dann besonders positiv von der Kursentwicklung her sind, wenn die Kapitalmarktzinsen niedrig sind.

Dies ist ganz einfach dadurch zu erklären, dass viele Anleger ihr Kapital dann umschichten, nämlich weg von den sicheren, aber niedrig verzinslichen Anlageformen, hin zu Aktien. Wenn man sich einmal die durchschnittliche Rendite von Aktien betrachtet, die sich im Bereich von jährlich sechs bis acht Prozent bewegt, ist es sicherlich keine Frage, dass die Wertpapiere eine echte Alternative in der Niedrigzinsphase darstellen

Allerdings solltest du beachten, dass es sich lediglich um Durchschnittswerte auf langfristiger Basis handelt. Anders ausgedrückt: Wenn du dein Kapital zum Beispiel innerhalb weniger Monate oder innerhalb von zwei bis drei Jahren benötigst, kann es bei Aktien natürlich passieren, dass du Verluste erleidest. Daher solltest du dich informieren und Anfängerfehler beim Aktienhandel vermeiden.

Tipp: Wenn du aus meinen eigenen Anfängerfehlern mit Aktien lernen möchtest und die Grundlagen eines langfristigen Vermögensaufbaus umsetzen möchtest, schau dir gerne das eBook „Deine Finanzen in 7 Tagen an„. Nach 7 Tagen bist du fit in deinen Finanzen.

Allgemein kannst du eben nicht erwarten, dass du insoweit eine Alternative zu den niedrig verzinslichen Anlageformen findest, als dass zwar einerseits die Rendite höher ist, aber die Sicherheit gleichermaßen hoch ist.

Grundsätzlich musst du also immer etwas Abstriche bei der Sicherheit machen, wenn du eine gute Rendite erzielen willst . Mit einem langfristigen Anlagehorizont zählen Aktien aber sicherlich zu den besten Alternativen, wenn du gute Erträge erzielen möchtest, und zwar nicht nur in der Niedrigzinsphase.

Investmentfonds – große Auswahl für Anleger und Sparer

Eine ebenfalls sehr gute Alternative in der Niedrigzinsphase, die sich durch annehmbare Renditen auszeichnen kann, sind Investmentfonds. Diese haben gleich mehrere Vorteile. Dazu gehört zum Beispiel, dass sie sowohl für Sparer als auch Kleinanleger und vermögende Investoren bestens geeignet sind.

Dazu trägt unter anderem die sehr große Auswahl an verschiedenen Fonds bei, die sich zum Beispiel in die folgenden Rubriken einteilen lassen:

  • Aktienfonds / ETFs
  • Geldmarktfonds
  • Mischfonds
  • Rentenfonds
  • Offene Immobilienfonds

Bei diesem zuvor genannten offenen Fonds hast du die Möglichkeit, einerseits per Einmalanlage Geld zu investieren, indem du die entsprechenden Fondsanteile kaufen. Zum anderen besteht ebenfalls die Möglichkeit, über einen sogenannten Fondssparplan regelmäßig zu sparen und so Vermögen mit Fondsanteilen aufzubauen.

Die durchschnittlichen Renditen bewegen sich bei Fonds in einem großen Rahmen, denn es muss zum Beispiel zwischen den eher renditeschwachen Geldmarktfonds und den renditestarken Aktienfonds unterschieden werden. 

Wenn wir einmal die Aktienfonds als Beispiel nehmen, dann kannst du mit einer jährlichen Durchschnittsrendite kalkulieren, die sich zwischen fünf und sieben Prozent bewegt. Wichtig ist, dass du einen Fondsvergleich durchführst und in dem Zusammenhang nicht nur auf die Performance (Wertentwicklung), sondern ebenso auf die Kosten achtest, da diese die Rendite mit maßgeblich beeinflussen.

Im Fondsbereich gibt es nicht nur offene, sondern ebenfalls geschlossene Fonds. Es handelt sich dabei allerdings um eine gänzlich andere Variante, die du nicht mit sogenannten Publikumsfonds (offenen Fonds) vergleichen kannst. Bei geschlossenen Fonds investierst du meistens nur in ein Projekt und haben daher keine Risikostreuung.

Sachwertanlagen wie Gold, Silber und Immobilien während der Niedrigzinsphase

Zu den weiteren Anlageprodukten, die als klassische Alternative zu verzinslichen Anlageformen in der Niedrigzinsphase gelten, zählen die Sachwerte. Deren Wertentwicklung ist nahezu vollkommen unabhängig vom Zinsmarkt und zudem gibt es einen Inflationsschutz, da eben ein echter Sachwert hinter dem Investment steht.

In erster Linie nutzen Anleger vor allem das Investment in Immobilien und Edelmetalle, wenn von einer Sachwertanlage gesprochen wird. In beiden Fällen hast du die Möglichkeit eines direkten und indirekten Investments.

Bei Immobilien kannst du dich zum Beispiel für den Kauf eines Hauses und die gewerbliche Nutzung entscheiden, du hast aber auch die Alternative, zum Beispiel mittels Immobilienfonds oder REITs oder Crowdinvesting bei Anbietern wie Exporo in Immobilien indirekt zu investieren.

Ähnlich sieht bei einer Anlage in Edelmetalle aus, denn auch dort kannst du entweder Goldmünzen, Silbermünzen, Goldbarren oder Silberbarren kaufen, wobei auf der anderen Seite auf eine indirekte Investitionen mittels spezieller Fonds oder Goldaktien möglich ist.

Wenn du es besonders interessant und etwas ausgefallener magst, steht noch eine Reihe weiterer Sachwerte für ein mögliches Investment zur Verfügung. Dazu zählen zum Beispiel die folgenden Sachwerte:

  • Oldtimer
  • Schmuck
  • Antiquitäten
  • Luxusuhren
  • Hochwertige Spirituosen
  • Briefmarken
  • Sammlermünzen

In diesen Fällen solltest du dich am Markt allerdings sehr gut auskennen, denn bei einer solchen Sachwertanlage läuft nicht immer alles glatt und es können durchaus höhere Verluste entstehen. Daher solltest du mindestens einschätzen können, wie realistisch der aktuell am Markt für einen bestimmten Sachwert geforderte Preis ist.

Projekt-Investment als moderne Anlagealternative für Klein- bis Großanleger

Eine noch relativ junge Anlageform, die wir aber im Zusammenhang mit renditestärkeren Alternativen in der Niedrigzinsphase keineswegs unbeachtet lassen möchten, ist das sogenannte Crowdinvesting. Man spricht in dem Zusammenhang auch von einem Projekt Investment, denn du investierst dein Kapital über eine spezielle Plattform in einzelne Projekte.

Insoweit hat das Crowdinvesting einige Ähnlichkeiten mit der Anlage in geschlossene Fonds, wobei die Mindestanlagesumme mit durchschnittlich 100 bis 500 Euro erheblich niedriger sind. Somit haben auch Kleinanleger und sogar Sparer die Möglichkeit, in der Niedrigzinsphase einer rentablere Alternative als Tagesgeld, Festgeld & Co. zu finden.

Ich habe etwas Geld auf der Plattform Exporo investiert und mich so an Immobilienprojekten in Deutschland beteiligt. Nachteil: Nachrangdarlehen, d.h. im Pleitefall werden wir als letzter bedient. Bisher bin ich jedoch sehr zufrieden und hatte noch keinen Ausfall.

P2P-Kredite bei Mintos oder Bondora, die ich nutze, stellen eine weiter Möglichkeit für höhere Rendite (bei höherem Risiko) dar.

Was ist deine Meinung zur Niedrigzinsphase? Wie lange wird sie anhalten? In was investierst du derzeit? Wir freuen uns auf den Austausch in den Kommentaren!

Weitere beliebte Artikel:

Dein Finanzbauplan in 3 Schritten

Schließe dich 20.000+ finanziellen Selbstentscheidern an. Erhalte neben deinem Finanzbauplan regelmäßig Tipps zum Geld verdienen, Geld sparen und Geld anlegen.

8 Gedanken zu „Niedrigzinsphase – Gibt es noch rentable Geldanlagen?“

  1. Danke für den guten Beitrag.
    Ich selber hab nur meine kurz bis mittelfristigen Sparziele auf dem Tagegeld-Konto, damit ich jeder Zeit darauf zurückgreifen kann. Den Rest hab ich größten Teils in Aktien, ETFs investiert, einen kleinen Teil in P2P Kredite auf Bondora und Mintos.

    Lasst euer Geld nicht auf dem Tagesgeld versauern!

    Gruß Stefan

    Antworten
  2. Ganz klasse Artikel!

    Die Herausforderung, heute noch rentable Geldanlagen zu finden ist real. Über 2 Billionen Euro liegen unverzinst auf Sparkonten und werden von der Inflation verschlungen. Ich selbst setze auf ein sehr breit gestreutes Portfolio aus ETFs auf Aktienmärkte und weitere Anlageklassen (Immobilien, Rohstoffe und Anleihen), um mein Gesamtrisiko zu reduzieren aber möglichst viel Rendite mitzunehmen.

    Solche Artikel (wie deiner hier) sind extrem wichtig, um das Bewusstsein für dieses Problem zu erhöhen. Danke dir dafür, wird sofort geteilt!

    Cheers,
    Carlos

    Antworten
  3. Hallo Florian,

    Danke für Deine tollen und sehr klugen Beiträge. Der Aufbau der Goldenen Gans ist ein schwierigier Weg (vor allem wenn man unten anfangen muss), aber er lohnt sich sehr und er bedeutet am Ende auch keinen Verzicht. Denn mit der erwirtschafteten Rendite lässt sich das Eigenheim finanzieren oder der Lebenstraum „bezahlen“. Das Wichtigste ist eben, dass die Gans unberührt bleibt und der Notgroschen stets verfügbar ist. Dann lässt sich doch die Rendite prima aufteilen und portionsgerecht monatlich per Dauerauftrag vom Rendite-Konto auf das Girokonto übertragen. Die Überschüsse werden reinvestiert. That’s it.

    Antworten
    • Hi Conny,

      absolut richtig. Wenn man sich noch bewusst ist, dass ein Eigenheim finanziell gesehen ein „Luxus“ ist und keine Investition kann nichts schief gehen. Notgroschen ist existenziell, genau.

      Lg Florian

      Antworten
  4. Hallo Geldschnurrbart,

    Mich würde Deine Meinung zum Thema Wasserstoff interessieren: Hältst Du Investitionen mit einem langen Anlagehorizont in diesem Bereich sinnvoll?

    Leider gibt es meines Wissens nach ja noch keine ausschließlichen Wasserstoff-ETFs.

    Und zuletzt: Was hältst Du von dem Start-Up Nikola? unabhängig davon, dass dieses bislang noch kein einziges Fahrzeug tatsächlich verkauft hat.

    Interessanterweise investiert dort ja auch Bosch bzw. die Fabrikation der LKW soll ja in Ulm, spätestens 2022, stattfinden.

    Liebe Grüße

    Antworten
    • Hi André,

      ja Wasserstoff ist sicherlich interessant als Risikostreuung – auch hier ist die langfristige Zukunft ungewiss, aber es hat Potential eine massentaugliche Lösung zu werden.
      Ein reiner Wasserstoff ETF ist mir auch nicht bekannt – es ließe sich aber nach händisch zusammenstellen (Gewichtung z.B. nach Marktkapitalisierung) aus den Unternehmen:

    • Ballard Power 15 %
    • ITM Power 7,9 %
    • Nel 14,1 %
    • Powercell Sweden 9 %
    • Plug Power 14,15 %
    • Hexagon Composites 3,95 %
    • Air Liquide 15 %
    • Linde 15 %
    • Zu Nikola: Mit dem Slogan „Tesla für LKW“ auf Basis von Wasserstoff habe ich so meine Zweifel, da hier Verbrennermotoren heute noch sehr effizient sind betrachtet über den gesamten Lebenszyklus. Habe mich aber nicht im Detail mit Nikola beschäftigt.

      Interessante Thematik auf jeden Fall. Falls du dich näher damit auseinandersetzen möchtest, können wir gerne einen Gastbeitrag daraus machen. Schreib mir einfach.

      Lg Florian

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen