Wer nicht investiert, hat schon verloren!

Geldschnurrbart Blog Post

„Aktien sind mir viel zu riskant. Ich möchte mein Geld nicht verlieren. So viel habe ich noch lange nicht, dass ich etwas zum Verzocken übrig habe.“

Wem diese Aussagen bekannt vorkommen, ist hier genau richtig. Für viele Deutsche ist das Investieren in Aktien gleichbedeutend mit hochriskanter Spekulation. Das ist ein wesentlicher Grund dafür, warum wir Deutschen im internationalen Vergleich als Aktienmuffel (7% der Deutschen sind aktuell in Aktien investiert, Japan 28%, USA: 56%) gelten.

Geld auf dem Sparbuch ist nicht die „sichere“ Variante

Lieber liegt das Geld auf dem Sparbuch – auch wenn man sich beklagt, dass es hier ja keine Zinsen gibt und die Bank daher böse sei. Aber wenigstens ist es hier sicher und kann nicht verzockt werden.

Doch dass diese Nichtentscheidung für Investitionen auch eine Entscheidung ist, nämlich für den jetzigen Zustand, wird dabei oft verdrängt. Auf lange Sicht ist diese Sparbuchtaktik keine Sicherheitstaktik sondern ein sicherer Verlust – die Deutschen sparen sich also arm.

Das Problem ist die Inflationsrate, die je nach Berechnung das vermeintlich sichere Sparbuchguthaben jährlich um mindestens 2% entwertet. Von meinem vor zehn Jahren angesparten Geld kann ich mir heute leider nicht mehr so viel kaufen wie damals. Dieser reale Kaufkraftverlust lässt sich jedoch nicht so genau greifen und wird daher nicht bewusst wahrgenommen.

Ein Beispiel: Mit der Geburt des ersten Kindes beschließen Karl Konservativ und Amelie Ängstlich monatlich 100€ für die Ausbildung ihres Kindes zurück zu legen und zahlen es auf das dafür eingerichtete Sparbuch ein.

Zum 18. Geburtstag stehen für den Nachwuchs 21.600 € zur Verfügung. Diese 21.600 € haben jedoch nach 18 Jahren nur noch eine Kaufkraft von höchstens 13.824 € (Annahme: min. 2% Inflation p.a.).

Durch das Nicht-Entscheiden für ein Investment und das Parken auf dem Sparbuch haben sich Amelie und Karl unbewusst dafür entschieden, dass aus 21.600 € gespartem Geld ein Vermögen von nur noch 13.824 € zur Volljährigkeit des Nachwuchses wurde.

Was jedoch, wenn sich Karl Konservativ und seine Frau vor der Geburt des Kindes 2 Monate mit Geldanlagen beschäftigt hätten und etwas Recherche auf diversen Finanzblogs betrieben hätten? Sie hätten 3 Erkenntnisse gewonnen:

1. Inflation ist real, unser Geld verliert jeden Tag an Kaufkraft

Sie hätten erkannt, dass unser Geldsystem auf dem Aufblähen der Geldmenge basiert. Papiergeld ist nicht wie Gold in der Menge begrenzt. Der Wert des Papiergeldes existiert nur solange wir Menschen darauf vertrauen und ihm einen Wert beimessen.

Solange Staaten vor der Pleite geschützt werden müssen, indem durch Gelddrucken der Zentralbanken und der damit einhergehenden Inflation, Staaten entschuldet werden, wird sich diese Geldentwertung auch in den kommenden Jahren weiter fortsetzen.

Wo in südamerikanischen Ländern zweistellige Inflationsraten immer häufiger werden, ist dies in Europa derzeit noch nicht zu beobachten. Dass unsere Waren des täglichen Gebrauchs jedoch mehr als 2% p.a. teurer werden, steht außer Frage.

Sachwerte wie Immobilien sind in den vergangenen Jahren stark im Preis gestiegen, eine Eindämmung ist derzeit nicht abzusehen. Wer hier sein Geld vermeintlich sicher auf dem Sparbuch hortet, nimmt in Kauf, dass er sich Jahre später deutlich weniger davon kaufen kann.

Über die genaue Höhe der Inflationsrate in der EU kann man sich streiten. Sie ist immer davon abhängig, welche Güter in den Referenz-Warenkorb gelegt werden. Ungeachtet der wahren Höhe unserer Inflationsrate ist der Kaufkraftverlust real und nicht unerheblich.

Für einen Teil des Vermögens ist das Parken auf einem (hoffentlich kostenlosen Girokonto) oder Tagesgeldkonto sinnvoll. Im Vordergrund steht die kurzfristige Liquidität, ich kann spontan über das Geld verfügen. Das Geld, was über den Notgroschen hinausgeht, sollte jedoch gewinnbringend investiert werden.

Die Art der Investitionen und deren einzelne Höhe kann je nach Risikoneigung unterschiedlich gewählt werden. Nicht jeder fühlt sich wohl mit P2P-Krediten auf Bondora, manche mögen nicht den Stress vom Kaufen und Vermieten, andere möchten ihr Geld nicht in Aktien investieren. Durch eine geeignete Wahl der Anteile in den unterschiedlichen Anlageklassen können wir jedoch jedem Risikoprofil gerecht werden.

Daher gilt:
Wer nicht investiert, hat schon verloren – nämliche jährlich mindestens -2% Inflation!

2. Nur wenn Geld produktiv eingesetzt wird, vermehrt es sich

Geld, das auf dem Sparbuch liegt, erwirtschaftet derzeit fast keine Zinsen, im Gegenteil – es wird durch Inflation jeden Tag weniger wert.

Investiert man sein Geld in Aktien, kann das Unternehmen, deren Anteile man kauft, das Geld nehmen und es in neue Maschinen oder die Entwicklung neuer Technologien investieren. Diese neuen Technologien erwirtschaften Gewinne, weshalb der Aktienwert steigt und der Aktionär mit Dividendenzahlungen entlohnt wird.

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Investiere ich auf einer Privatkreditplattform wie Bondora, Mintos oder Viainvest* in P2P-Kredite, kann mit meinem Geld der private Kreditnehmer in Polen oder Georgien einen kurzfristigen Zahlungsengpass überwinden und wieder auf die Beine kommen, bevor er seine Mietwohnung verliert.

Diese Hilfestellung ist er bereit mit einem Aufschlag zu bezahlen, der dem Privatinvestor als Gewinn zufließt. Wenn wir Optionen handeln, verdienen wir Geld in Form von Prämien, weil wir anderen Personen eine Sicherheit bieten, die ihnen etwas Wert ist.

Investiere ich Geld auf Exporo, EstateGuru*, damit dieses in Immobilienprojekten produktiv sein, erhalte ich dafür eine Erfolgsbeteiligung (Rendite).

Beteilige ich mich mit 500€ an einem Crowdfundingprojekt, kann das StartUp-Team die eingesetzten Gelder verwenden und eine einfachere Software für Schichtplansysteme programmieren (Beispiel: easyPEP, in das ich vor ca. 3 Jahren investiert habe).

Hierdurch wurde eine Software geschaffen, die vielen Restaurantbesitzern, Sportvereinen und Messeveranstaltern hilft, per App ihre Mitarbeitereinsatzplanung zu organisieren. Daher schreibt das Unternehmen mittlerweile schwarze Zahlen und entlohnt seine Investoren mit einer Gewinnbeteiligung.

Die 500€ von 2014 wurden seither genutzt um Wert zu schaffen, produktiv zu sein – weshalb sie nun nicht mit einem Abschlag an Inflation entwertet, sondern mit einem realen Zuwachs vermehrt worden sind.

3. Langfristiges Investieren ist kein Spekulieren und erfordert nur wenige Zeit

Die dritte Erkenntnis wird sein, dass ohne sich detailliert mit Investitionen in Privatkredite oder StartUps zu beschäftigen ein sehr einfacher Weg die Investition in Aktien-ETF’s sind. Diese ermöglichen sich mit wenig Kapital an einer Vielzahl an Unternehmen, internationalen Märkten und Branchen zu beteiligen. Es gibt heute praktische Apps wie Rentablo, um die Übersicht über sein Portfolio zu behalten.

Glaubt man an ein Wachstum der Weltwirtschaft und investiert regelmäßig, konnte man mit breitgestreuten ETF’s eine jährliche Durschschnittsrendite von 7% erwirtschaften (Ratgeber: Deine Finanzen in 7 Tagen).

Wie sähe die Lage von Karl und Amelie aus, nachdem sie 2 Monate Recherche auf diversen Finanzblogs getätigt hätten. Vielleicht hätten Sie beschlossen von ihrem monatlichen Sparbetrag mit 90€ einen MSCI World ETF zu besparen mit durchschnittlicher Rendite von 7% p.a. und 10€ in P2P-Kredite auf Bondora oder Mintos mit 12% p.a.

Mit gleicher Sparleistung von 100€ im Monat könnte sich der Nachwuchs am 18. Geburtstag nicht über 13.824€, sondern über 46.024 € freuen. Grund hierfür ist der Zinseszinseffekt, den bereits Albert Einstein als stärkste Kraft im Universum bezeichnet hat.

Besonders auf lange Sicht macht es einen erheblichen Unterschied, wie ertragreich das Geld investiert ist und arbeitet. Amelie Ängstlich meldet sich noch einmal zu Wort:

„Doch was, wenn ein Notfall passiert, das Auto geht kaputt oder die Waschmaschine und dann kommen wir nicht an unser investiertes Geld?!“

Das ist erst einmal ein berechtigter Einwand. Auch wenn man seine Investition in Aktien per Klick liquidieren kann und an sein Geld kommt, möchte man diese Langfristinvestments nicht kurzfristig verkaufen müssen – es könnte ja passieren dass die Kurse in dem Moment im Keller sind.

Daher sollte stets ein Sicherheitspuffer an Bargeld bzw. Geld auf dem Girokonto vorhanden sein. Am besten ein Wert zwischen 3 – 6 Monatsausgaben. So viel, dass man ein gutes Gefühl hat, d.h. am Monatsersten besteht keine Gefahr in den Dispo zu rutschen und „Notfälle“ wie das schnelle Wiederbeschaffen einer neuen Waschmaschine oder Autoreparatur können einfach abgefangen werden.

Geld das jedoch über diesen Sicherheitspuffer hinaus auf dem Sparbuch liegt, sollte stets produktiv sein und investiert werden. Zuletzt meldet sich Karl Konservativ noch einmal:

„Investition endet ja nicht immer positiv, man hört ja öfters von Fehlinvestitionen! Und dafür ist mir mein Geld zu schade! Aktien können ja steigen und fallen, da kenne ich mich nicht sonderlich aus! Aber man kann ja auch einfach Pech haben und mal falsch investieren! Und so viel Geld haben wir nicht auf der hohen Kante, dass wir hier ein Risiko eingehen sollten!“

Diese Nicht-Entscheidung für Investition heißt jedoch wieder eine Entscheidung für sichere Vermögensreduzierung um mindestens 2% pro Jahr. Solange man noch nicht finanziell ausgesorgt hat, kann man es sich nicht leisten, sein Geld nicht arbeiten zu lassen.

Wichtig ist, dass man nur in Anlagen investiert, die man versteht und es plausibel ist, dass sie eine Rendite erwirtschaften. Mit den heutigen Möglichkeiten und Informationsangeboten im Internet ist es jedoch innerhalb weniger Wochen möglich sich ausreichend zu informieren um sich von den beharrlich haltenden Vorurteilen vor Unwissenheit zu lösen und anzuerkennen: Wer nicht investiert, hat schon verloren!

Um die Grundlagen des Investierens zu lernen, habe ich die gesammelten Fragen, die ich selbst am Anfang hatte, in einem eBook zusammengefasst: Geld anlegen lernen. Wer besser per Videokurs lernt, dem empfehle ich den Kurs meines Kollegen Bastian: Video-Kurs Investieren.

Zum Weiterlesen:

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9 Gedanken zu „Wer nicht investiert, hat schon verloren!“

  1. Hallo Geldschnurrbart.
    Danke für diesen tollen Beitrag!
    Habe mich gleich bei Mintos angemeldet und ein bisschen Geld eingezahlt.
    Jetzt nur noch investieren und warten dass der Bart wächst,
    Bis dahin,
    Alles Gute!
    Michael!

    Antworten
    • Hi Michael,
      danke dir! Klasse, dass du gleich aktiv geworden bist und dich intensiv mit Investieren beschäftigst, wie du mir geschrieben hast. Bin gespannt wie es weiter geht bei dir, viel Erfolg!
      Gruß Geldschnurrbart

      Antworten
  2. Ich habe das Buch von Florian Wagner gelesen. Vorher dachte ich immer ich wäre fast allein mit der Auffassung, dass wir eine sparsame Lebensführung pflegen sollten. Es erfreut mich, dass es schon diese frugalistische Bewegung gibt. Ich denke, dass ich seinem Gedankengut etwas beisteuern kann. Meine Auffassung ist man sollte für sich und auch für andere damit etwas erreichen. In meinem Focus stehen unsere Essgewohnheiten und unsere Wachstums-vorstellungen des Wirtschaftslebens. In der Wirtschaftswissenschaft wird gelehrt: Die menschlichen Bedürfnisse sind unbegrenzt, man muss sie wecken um notwendiges Wirtschaftswachstum zu erzeugen. Ich halte diese Vorstellung für groben Unfug.
    Genau diese Einstellung ist es, die unsere Welt kaputt macht. Darum ist der Frugalismus das Einzige, das unsere Welt retten könnte. Wenn wir das verdeutlichen, werden automatisch alle diejenigen, die sich am ewigen Wachstum eine goldene Nase verdienen, zu unseren Gegnern. Wir sind mit unserem Wachstum, auch bei den Nahrungsmitteln, für den Hunger in der Welt verantwortlich. Diese Wirtschaftsvorstellungen führen auch dazu, dass wir ständig mit sinnloser, nerviger Arbeit ruhig gestellt werden. Dies schmälert unsere Lebenserwartung genauso wie das übermäßige Essen. Darüber hab ich ein Buch geschrieben mit dem Titel: „Länger leben mit kleinen Mahlzeiten“. Es ist beim Verlag unter diesem Titel direkt beziehbar, http://www.engelsdorfer-verlag.de
    Diese Wachstumsvorstellungen ruinieren die finanzielle Basis jedes Einzelnen. Wenn das wilde treiben des Staates und der Zentralbanken mit immer neuem Geld angetrieben wird, gibt es für Geld bald fast nichts mehr zu kaufen. Schon Helmut Schmidt sagte: „Wir liefern Waren für bedrucktes Papier, das wird nicht ewig gutgehen“. Wer will am Ende diese Geldscheine noch haben? Wenn Sie also Ihren Lesern, die auf Ihr Buch reagieren, weitere Literatur zum Frugalismus empfehlen, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie auch mein Buch erwähnen. Meine Vorstellung ist, auch ein Staat sollte sparsam mit Geld umgehen, keine übertriebene Wirtschaftsaktivität in Gang setzen, mit Schulden finanziert, sondern nachhaltig handeln, damit auch die nächste Generation davon etwas hat. Also nicht irgendwas herstellen lassen, nur um zu beschäftigen. Wenn Sie Interesse haben mit mir darüber zu diskutieren, sag ich Ihnen mehr dazu.
    Mit freundlichen Grüßen
    Hansjürgen Großmann:

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