P2P Krise? Die Bedeutung von Transparenz während der Finanzkrise

Während ich aktuell kein neues Geld in P2P-Kredit investiere, bin ich jedoch weiterhin zufrieden mit meinen Investments auf Estateguru, Mintos, Exporo und Bondora (siehe P2P Plattformen Vergleich).

Trotzdem wurde in der Community viel Bedenken geäußert, wie die P2P Plattformen Transparenz auch in aktuell schwierigen Zeiten sicherstellen. Hierzu bat ich Kadri Akk von der Plattform EstateGuru um eine Stellungnahme, wie die P2P-Krise aus Sicht der Plattformen wahrgenommen wird. Viel Spaß mit dem Artikel!

P2P Krise? Aufklärung und Transparenz ist wichtig

In dem Maße, wie die Auswirkungen der globalen Viruspandemie auf den Peer-to-Peer-Sektor durchschlagen, stellen wir fest, dass Investoren und führende Plattformen zunehmend Transparenz einfordern.

Da einige P2P-Investitionsplattformen ihre Geschäftstätigkeit eingestellt haben (siehe Grupeer), ergibt sich ein beunruhigendes Bild von Unternehmen, die im Verborgenen operieren, mit nicht existierenden Kreditgebern oder Projekten.

Die Hauptschuld dafür liegt natürlich bei den Plattformen selbst. Da die Branche in den letzten Jahren gewachsen ist, hat sie viele Betreiber angezogen, die wenig Verständnis haben oder keinen Willen zeigen, um eine P2P-Kredite Plattform erfolgreich und verantwortungsvoll zu betreiben.

Fehlende Vorschriften

Darüber hinaus ist das Fehlen von EU-Vorschriften ein Problem. Letzteres hat dazu geführt, dass Plattformen in Ländern gegründet werden, in denen es die wenigsten lokalen Gesetze gibt, sodass die Betreiber dann von den laxen Regulierungen und Vorschriften profitieren können.

Wir bei EstateGuru waren immer der Meinung, dass wir als Marktführer eine zusätzliche Verantwortung haben, eng mit den Regulierungsbehörden in allen unseren Betriebsländern zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass der Sektor gesund und zukunftsfähig ist. Darüber hinaus sind wir Befürworter einer totalen Transparenz in allen Aspekten der Branche, sowohl in Bezug auf die Plattformen als auch auf die Kreditgeber.

Hier sind unsere Gedanken dazu, was unserer Meinung nach alle P2P-Plattformen tun sollten, um das Vertrauen der Investoren zu gewinnen und sicherzustellen, dass die Branche gestärkt aus der gegenwärtigen Krise hervorgeht.

Regelmäßige (ehrliche) Veröffentlichung von Portfolioübersichten

Investoren sollten leicht Zugang zu einer regelmäßig aktualisierten Übersicht über das Kreditportfolio erhalten und die Informationen müssen gründlich und ehrlich sein. Wie wir bei einigen Plattformen gesehen haben, die vor kurzem ihr Geschäft aufgegeben haben, war die Aussage, dass man eine Ausfallquote von 0 % hat und die Verschleierung der Identitäten von Kreditanbahnern oder Kreditnehmern hinter mehreren Schichten undurchsichtiger Dokumente, ein wichtiges Warnzeichen für jeden Investor.

Und wenn man als Investor das Gefühl hat, dass die Daten zu gut sind, um wahr zu sein, ist dies wahrscheinlich auch so. Die Realität ist, dass Zahlungsausfälle ein Teil jedes Kreditgeschäfts sind. Investoren sollten sich nach einer Investitionsplattform mit einer niedrigen Ausfallquote und einem Plan zur Eintreibung von Zahlungen umsehen und nicht nach einer, die behauptet, keine zu haben.

Geprüfte Jahresberichte

Falls Sie erwägen, in eine Plattform zu investieren, die keine von einer angesehenen unabhängigen Firma geprüften Jahresfinanzberichte veröffentlicht, raten wir Ihnen, mit Vorsicht vorzugehen. In P2P-Foren gibt es viele Diskussionen von Leuten, die Geld verloren und sich erst im Nachhinein entschieden haben, die Jahresberichte von insolventen Plattformen zu lesen.

In fast allen Fällen wurden diese Berichte nicht geprüft und sind teilweise völlige Fiktion. Der skurrilste Fall ist eine Plattform (Name wird nicht genannt), deren Bericht keine Mitarbeitergehälter, Büromieten oder andere Geschäftsausgaben auswies.

Freiwillige Selbstregulierung

Während wir darauf warten, dass EU-weite Maßnahmen verabschiedet werden, bewegen sich verantwortungsbewusste P2P-Plattformen in Richtung einer Selbstregulierung bzw. der Etablierung eines Verhaltenskodexes.

Organisationen wie das European Crowdfunding Network leisten großartige Arbeit bei der Festlegung von Branchenstandards und einer -ethik. Natürlich haben sie keine rechtliche Relevanz und die Mitgliedschaft ist freiwillig, aber bis strengere Gesetze verabschiedet werden, ist dies die beste Vorgehensweise.

Solange es keine EU-Regulierung gibt, wird EstateGuru mit lokalen Regulierungsbehörden zusammenarbeiten (wir haben Lizenzen in Litauen, Großbritannien und bald auch in Finnland). Wir gehen davon aus, dass die EU-Verordnung 2021 in Kraft treten wird.

Strikte Einhaltung der KYC- und AML-Vorschriften

Dies spricht im Wesentlichen für sich selbst. Jede Plattform, die die Regeln der Know Your Customer- und Anti-Geldwäsche-Praktiken nicht befolgt, sollte als höchst verdächtig angesehen werden. Wenn Sie irgendwo investieren, wo nicht sorgfältig geprüft wird, dass Sie auch wirklich derjenige sind, für den Sie sich ausgeben, oder wenn nicht überprüft wird, ob Sie ein legitimes IBAN-Konto haben, ist Ihr Geld höchstwahrscheinlich in Gefahr. 

Schlussfolgerung

EstateGuru lädt alle Marktteilnehmer dazu ein, zusätzliche Anstrengungen für Transparenz und Offenheit zu unternehmen – lassen Sie uns Jahresberichte veröffentlichen und extern auditieren. Alle Plattformen sollten regelmäßig Portfolioübersichten veröffentlichen und verschiedene Statistiken über die Plattform sollten der Öffentlichkeit frei zugänglich sein. Wenn wir zusammenarbeiten, können wir das Vertrauen der Anleger erhalten und sicherstellen, dass wir eine gesunde Branche haben.

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Danke an Estateguru für diesen Beitrag. Wie ist dein Gefühl zu P2P Krediten aktuell? Bist du weiter investiert? Bei welchen Plattformen hast du ein gutes Gefühl? Wir freuen uns auf deine Meinung in den Kommentaren!