Hast du schon etwas von der Tinybuild Aktie gehört? Nein? Dann sei gespannt auf den folgenden Artikel einer Gaming Aktie, der dir vielleicht in Punkto Geld anlegen eine kleine Inspiration liefern könnte.
Mein Name ist Lukas und ich betreibe einen deutschen Gamingblog, der den Namen gamerliebe trägt. Auf meinem Blog schreibe ich nicht nur über allgemeine und hoffentlich interessante Neuigkeiten aus der Gaming-Welt, sondern vor allem um die Gaming-Branche und alle relevanten, wirtschaftlichen Ereignisse, die in dem Bereich der Videospiele stattfinden.
Große und vielversprechende Übernahmen, Quartalsberichte, Aktienanalysen oder eben bahnbrechende Innovationen, die eine Spieleschmiede nachhaltig prägend können.
Was ich noch mache…
Vorzugsweise berichte ich also über Videospiel-Unternehmen, die an der Börse gehandelt werden und in welche man dementsprechend auch investieren kann. Doch natürlich berichte ich auch für Menschen, die weniger mit der Börse am Hut haben möchten, über spannende Themen, um beispielsweise Fuß in der Gaming-Branche fassen zu können.
Immer wieder berichte ich über interessante Persönlichkeiten wie Spieleentwickler, Streamer, Community-Manager, VGA-Sammler oder Profispieler oder Unternehmer, die ihr Geld in der Branche verdienen. Zudem habe ich viele nützliche Guides auf meinem Blog veröffentlicht, die einem selbst helfen, in der Industrie Geld zu verdienen.
Heute möchte ich diesen Gastbeitrag nutzen, um über eine spannende Aktie zu berichten, die sich noch unter dem Radar der breiten Öffentlichkeit befindet. Das Unternehmen hört auf den Namen TinyBuild und sollte Indie-Fans auf jeden Fall ein Begriff sein. Vor allem der neue Teil der Hello Neighbour-Reihe macht aktuell medial auf sich aufmerksam. Womit wir auch schon beim Flagship des Unternehmens sind.
Was macht Tinybuild eigentlich?
Tinybuild ist ein Indie-Studio, was sich nach und nach zu einem AAA-Studio mausern möchte – zumindest hat das den Eindruck. Zwischen einem AAA-Studio wie Ubisoft, Activision Blizzard, CD Projekt, Take-two und Konsorten und einem Indie-Studio wie es eben TinyBuild ist, gibt es einen grundlegenden Unterschied.
Es ist üblich, dass ein Indie-Studio eine viel größere Marge hat und meistens deutlich profitabler als ein großes Studio ist, jedoch auf der anderen Seite eben auch viel schneller Konkurrenz bekommt.
Spiele wie The Witcher, Cyberpunk, GTA, World of WarCraft oder Diablo sind eben deutlich schwieriger vom Platz zu verdrängen, als eben Spiele wie Among Us, Fall Guys, Valheim oder Stardew Valley. Oftmals genießen diese Spiele zwar einen übertriebenen Hype, jedoch gibt es oftmals sehr schnell sehr gute Konkurrenz und diese Spiele sind eben nicht besonders langlebig.
Um das zu verhindern, betreiben Unternehmen eben intensive Markenpflege, indem sie neuen Content für ihre Spiele bringen, das Spiel auf weitere Plattformen anbieten oder es in Form von Serien, Filmen oder Merchandise für die breite Öffentlichkeit zugänglich machen. Das erfordert jedoch viel Marketing-Budget, mehr Mitarbeiter und mehr Aufwand, weshalb darunter die Marge leidet.
Trotzdem sieht man an erfolgreichen Spielen, dass genau das getan wird. Valheim ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie ein Indie-Spiel sich millionenfach verkauft und dementsprechend auch genug Geld einspielt, um die nötigen kreativen Köpfe zu engagieren, die dem Spiel eine lange und immer wieder neue spielenswerte Erfahrung bietet.
Tinybuild ist ein Publisher
TinyBuild fungiert in erster Linie als Publisher und das bedeutet, dass kleine Studios, die sich wenig mit Marketing auskennen, kein Budget oder genug Manpower besitzen, diese Aufgabe an TinyBuild abgeben, um eben ihre Verkaufszahlen zu verbessern.
Diese Aufgabe meistert TinyBuild eben besonders gut, weshalb auch mehr und mehr Drittanbieter-Studios mit TinyBuild zusammenarbeiten möchten. Das Studio macht deutlich, wie viel Reichweite sie im Vergleich zu ihrer Konkurrenz besitzen.
Doch nicht nur für das Publishing für Drittanbieter, sondern ebenso eigene Spiele entwickeln sie und kaufen immer mehr kleinere Studios auf. Über diese Strategie möchten sie vor allem anorganisch wachsen. Auch die Zukäufe und Investitionen in diese Studios stellen sich als äußerst rentabel heraus.
Red Cerberus, Versus Evil, Animal und Bad Pixel gehören zu den größten und wichtigsten. Vor allem das Spiel Deadside von Bad Pixel erweist sich als sehr lukrativ. Das Spiel gehört nicht nur zu einem der bestverkauften Spiele aus dem Tinybuild-Haus, sondern schafft es auch seit der Akquise die Spielerzahlen zu verdoppeln.
Sollte das Spiel sein komplettes Potenzial nutzen können, kann das Spiel DayZ ernsthafte Konkurrenz machen können. Aus genau diesem Grund kauft Tinybuild eben diesen Titel ein, um ihn mit seinem Know-how und seinen Mitarbeitern dazu beizutragen, dass Deadside eben dieses Potenzial aufbringen kann.
Tinybuild Aktie: die Bewertung
In einem Investorenbericht oder durch die Fanboy-Brille kann man jemandem, welcher nicht mit dem Unternehmen vertraut ist, sicherlich das Blaue vom Himmel erzählen. Deshalb ist es wichtig in das Zahlenwerk zuschauen, denn Zahlen lügen bekanntlich nicht – außer natürlich es handelt sich um Wirecard-Zahlen.
Tinybuild ging erst im März 2021 an die Börse und konnte in diesem Jahr seinen Umsatz um 39 Prozent und den Gewinn sogar um 64 Prozent steigern. Damit erwirtschaftet das Studio einen Umsatz von insgesamt rund 52 Millionen Dollar und einen Gewinn von rund 12,5 Millionen Dollar. Der Gewinn pro Aktie ist in den letzten 12 Monaten ebenso um 56 Prozent gestiegen.
Zwar ging der operative Cashflow leicht zurück, das geht laut dem Unternehmen auf die IPO-Kosten zurück. Die EBITA-Marge steigt leicht auf rund 42,5 Prozent und auch das Portfolio ihrer Spiele wuchs auf insgesamt 70-Titel an.
Marktkapitalisierung
Das Unternehmen besitzt mit unter einer Milliarde eine sehr kleine Marktkapitalisierung und wird darüber hinaus kaum gehandelt. Es gibt kaum Berichte von vertrauenswürdigen Seiten und die Meinungen gehen bei diesem Unternehmen von stark unterbewertet zu stark unterbewertet.
Die Seite fool.com sagt beispielsweise: „Alles in allem denke ich jedoch, dass TinyBuild unter dem Gesichtspunkt des Chancen-Risiko-Verhältnisses sehr attraktiv bleibt. Bei einem aktuellen Kurs von 195,5 Pence pro Aktie wird der Software-Star mit einem PEG-Verhältnis von 0,6 gehandelt.
Bei diesen Preisen ist die Aktie meiner Meinung nach zu gut, um sie zu verpassen. Die Analysten der Stadt gehen davon aus, dass die Gewinne allein in diesem Geschäftsjahr um 50 % steigen werden.“
Die ausführliche Analyse von simplywallstreet¹ sagt aus, dass das Unternehmen gar nicht so unterbewertet ist, wie die Kollegen von fool es behaupten. Hier wird Tinybuild mit einem PE-Ratio von 60 angegeben und der faire Wert beläuft sich auf 0,78 Euro pro Aktie. Der aktuelle Preis beträgt 2,20 Euro.
Tinybuild ist gründergeführt
Was für mich ebenso für die Aktie von Tinybuild spricht, ist der CEO. Das Unternehmen ist gründergeführt und Alex Nichiporchik war selbst eins Progamer in WarCraft III. Der aus Russland stammende Gründer hält noch immer 61 Prozent am Unternehmen. Er ist zusammen mit dem chinesischen Tech-Unternehmen NetEase (22 Prozent) der größte Anteilseigner.
Der Gründer bezahlt sich selbst verhältnismäßig wenig Gehalt. Laut gamesone.com verdient er 209 Dollar die Stunde.
Vergleicht man das mit den Gehältern von Debbie Bestwick (Team17, 5000 Dollar die Stunde), David Braben von Frontier (290 Dollar die Stunde) oder Frank Sagnier von Codemasters (633 Dollar die Stunde) wird schnell klar, dass alle Studios in ungefähr der gleichen Größenordnung, große Gehaltsunterschiede haben.
Laut Alex Nichiporchik sind die nächsten zwei Jahre Releases angesagt, die Fortsetzungen von bereits veröffentlichten Titeln darstellen. Im Klartext bedeutet das, dass Tinybuild in der Lage sein wird, weitere Multigame-Franchises aufzubauen und an den Erfolg von Hello Neighbor anknüpfen können.
Damit macht sich das Studio immer unabhängiger von einem Titel und beweist, dass sie eben anderen Indie-Studios weit voraus sind und im Vergleich zu diesen kein One Trick Pony bleiben.
Risiken der Tinybuild Aktie
Die Risiken sollten bei diesem Geschäftsmodell klar und deutlich sein. Es müssen kontinuierlich gute Spiele entwickelt werden und die Investitionen in die Markenpflege müssen rentabel sein.
Ein sehr großes Risiko ist, dass Tinybuild sehr viele Entwicklerstudios im Ostblock-Raum besitzt. Diese durch die aktuelle Situation in Probleme geraten.
Ihr Zugpferd Hello Neigbor 2 kommt in diesem Jahr heraus und wird von Dynamic Pixels, einem russischen Team, entwickelt. Angesichts der Sanktionen und dem Krieg, besteht die Gefahr, dass die Qualität der Spiele darunter massiv leidet, vor allem weil TinyBuild darüber hinaus auch Studios in der Ukraine besitzt.
Der Publisher hat jedoch in meinen Augen genau hier sehr gutes Krisenmanagement bewiesen. Innerhalb kurzer Zeit wurden alle betroffenen Personen in sichere Gebiete koordiniert und für die Sicherheit seiner Leute gesorgt. Aber auch neue Trends wie das Metaverse ist ein großes Risiko, auf was das Unternehmen sich einstellen muss.
Grundsätzlich hat das Indie-Studio jedes Risiko, welches ebenso eine andere Spieleschmiede besitzt. Was man jedoch bei der Bewertung auch unbedingt berücksichtigen muss ist, dass TinyBuild auf einem sehr hohen Cash-Bestand sitzt und ebenso schuldenfrei ist.
Das Risiko wird zudem massiv dadurch gemindert, dass Tinybuild niedrige Entwicklungskosten pro Spiel benötigt und entsprechend viele weitere Spiele releasen kann, die einen eventuellen Verlust auffangen können.
Stellen wir uns vor, dass Cyberpunk 2077, ein sechster Teil von GTA oder ein neuer Assasin’s Creed-Teil finanziell floppen würde: Die großen Unternehmen würden damit massiv in Bredouille geraten. Das passiert bei TinyBuild meiner Meinung nach deutlich unwahrscheinlicher.
Tinybuild Aktie: das Fazit
Um ein klares Fazit zur Tinybuild Aktie ziehen zu können, muss man in meinen Augen das Unternehmen mit anderen Studios der Branche vergleichen. Eine wunderbare Parallele bietet beispielsweise Team17 – ebenso aus Groß Britannien und ebenso ein Indie-Studio und Publisher.
Team17 kratzt an einer Milliarde Marketcap und bietet ebenso ein breites Portfolio an Spielen an. Es ist in meinen Augen exakt dasselbe Unternehmen wie Tinybuild – bloß etwas größer.
Team17 konnte mit Golf with Friends und Overcooked 2 deutlich größere Erfolge erzielen. Zwar kann man keine exakten Verkaufszahlen ermitteln, aber Reviews auf Steam sind meiner Meinung nach ein ebenso guter Indikator.
Der Nachfolger von Overcooked kommt auf rund 27.000 sehr positive Reviews und Golf with Friends sogar auf rund 33.000 sehr positive Reviews. Hell Let Loose kommt auf 45.000 Reviews, My Time at Portia kommt auf 28.000 sehr positive Reviews.
Gute Verkaufszahlen
Die Titel von Tinybuild fruchten in ihren Bewertungen weniger stark, jedoch kann man bei einigen Titeln immerhin konkrete Verkaufszahlen herausfinden. PotionCraft wurde mittlerweile über 600.000 Mal verkauft und auch Not for Broadcast erzielt 300.000 verkaufte Einheiten. Auf Steam erhalten die bekannten Titel PotionCraft rund 9000 positive Reviews, Not for Broadcast rund 6000.
Graveyard Keeper kommt auf 21.000 gute Reviews und das Flaggschiff Hello Neighbor kommt auf 6500 sehr positive Reviews. Speedrunners kann bis dato 7 Millionen Downloads vorweisen, auf Steam kommt es auf 19.000 gute Reviews.
Deadside – der neuste Einkauf von Tinybuild – kann 20.000 Reviews vorweisen und kann DayZ aktuell starke Konkurrenz machen.
Bedenken muss man aber, dass eben einige Titel von Tinybuild lediglich im Early Access sind und deshalb offiziell noch nicht released wurden. Updates werden nachgeschossen und ich bin mir sicher, dass auch hier die Reviews und Verkaufszahlen deutlich steigen werden.
Trotzdem halte ich Hello Neighbor für eine deutlich bessere und stärkere Marke. Das gesamte Franchise kann laut dem Investorenbericht mittlerweile insgesamt über 70 Millionen Downloads vorweisen. Außerdem ist man bereits dabei TV-Serien oder Bücher zum Spiel zu verkaufen, die ebenso die Verkäufe langfristig ankurbeln werden.
Überbewertung ähnlich zu bekannten Techaktien
Tinybuild ist deutlich höher bewertet als Team17, doch halte ich nicht besonders viel von diesen Bewertungsmodellen. Wer ein langfristiger Investor von Techaktien ist, weiß, dass Unternehmen wie Alphabet, Apple, Microsoft, Shopify oder Amazon quasi permanent massiv überbewertet sind. Trotzdem schlagen sie die Erwartungen der Analysten und entsprechend steigt ihr Aktienkurs.
Ich selbst halte Tinybuild für das bessere Investment, weil es einfach deutlich kleiner ist und demnach viel stärker wachsen kann. Ebenso empfinde ich die Marken als stärker, was sich auch in der Reichweite auf Social-Media abzeichnet.
Ich bin der Meinung, dass viel mehr Spieler sich mit den Spielen von Tinybuild identifizieren können, weshalb sie dem Unternehmen dann eben auch folgen.
Tinybuild hat eine so deutlich größere Reichweite auf YouTube und Twitter, obwohl sie deutlich weniger Reviews auf Steam haben und generell deutlich kleiner im Marktwert sind.
Nichts für Dividendenjäger…
Für Dividendenjäger oder Privatanleger, die ihr Geld mit verhältnismäßig kleinem Risiko anlegen möchten, ist TinyBuild vermutlich nicht die richtige Wahl. Wer aber gerne in Sachen investiert, die er gerne selbst nutzt und ein bisschen Risikokapital entbehren möchte, kann mit der Aktie von Tinybuild durchaus glücklich werden.
Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder Casual-Gamer der viel auf Steam unterwegs ist, bereits einen Titel von diesem Unternehmen gespielt und geliebt hat. Umso schöner finde ich es, aus genau diesem Grund zu investieren.
Wie ich bereits sagte, handelt es sich hierbei um meine persönliche Meinung und um keine Kaufempfehlung! Ich bin selbst in Tinybuild investiert und sehe einige Dinge aus meiner rosaroten Brille. Ebenso bin ich auch nur ein Mensch, der möglicherweise einige Punkte in seiner Analyse nicht bedacht hat.
Oftmals ist es durchaus nützlich, wenn man Unternehmen vielleicht kennt, jedoch nicht weiß, dass sie an der Börse gehandelt werden. Wer Tinybuild also kennt und die Spiele liebt, weiß nun also, dass man auch in diesen Publisher investieren kann.
April 09, 2022
Sonstige Quellen und Hinweise
Ich darauf hinweisen, dass ich selbst bei TinyBuild investiert bin und bei einem Kurs von 2,02 Euro eingestiegen bin. Das Unternehmen ist sehr klein und jegliche Käufe von Aktien können den Kurs beeinflussen, wovon ich profitieren kann. Es liegt also ein Interessenskonflikt vor.
¹ Um den gesamten Link anschauen zu können, benötigt man einen Premium-Account. Deshalb ist es mir leider nicht möglich, hier die genannte Analyse zu zeigen.
Wirtschaftsingenieur (Master) und Finanzexperte im Bereich Aktien, Kryptowährungen, Online-Business seit 2012.
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