2.000€/Monat: Die Dividendenstrategie eines Angestellten

Geldschnurrbart Blog Post

Matthias ist Angestellter. Monat für Monat investiert er in ein Dividenden Depot. Seine Dividendenstrategie bringt ihm über 2.000€ Dividenden pro Monat (nach Steuern). Zusätzlich erwirtschaftet er 1.000€ monatlich mit Optionshandel. Sein Depot knackt bald die 1 Million €. Seine Strategie, Learnings, Fehler und sein Plan wie er nochmal neu die ersten 100.000€ aufbauen würde, erzählt er uns im Interview.

Wie viel Einnahmen hast du denn aktuellen monatlich passiv und wie viel ist im Depot?

Meine passiven Einnahmen liegen derzeit bei 2000 Euro netto durch Dividenden, zuzüglich brutto Optionseinnahmen, die zwischen 500 und 1.000 Euro im Monat liegen.

Durch meine nebenberufliche Tätigkeit, in der ich ein SEO-Tool betreibe, bei dem ich White-Label-Versionen verkaufe, kommen noch einmal brutto zwischen 2.000€ und 3.000€ im Monat dazu.

Insgesamt belaufen sich die Einnahmen also auf etwas unter 10.000 Euro pro Monat. Wenn man nur die komplett passiven Einnahmen betrachtet, würde ich diese auf etwa 3.500€ im Monat schätzen.

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Du bist 45, angestellt und hast ein Nebeneinkommen, richtig?

Genau, ich habe die Realschule mit einem mittleren Abschluss abgeschlossen, danach war ich auf dem Wirtschaftsgymnasium, weil ich auch einen Abschluss von 3,0 erreicht habe. Anschließend habe ich eine Ausbildung als Industriekaufmann gemacht.

In der Zeit habe ich mir selbst beigebracht, Webseiten zu bauen, und so bin ich dann in der Firma dazu gekommen, als quasi die Jungfrau zum Kinde. Wir haben unsere Firmenwebsite erstellt, und so ging es los mit dem Website-Bauen.

Wenn du selbst Webseiten bauen kannst, kommt immer mal wieder jemand um die Ecke, sei es der Friseur, der Bäcker, das Hotel oder der Autohändler. Ich habe dann tatsächlich ein Gewerbe angemeldet und Rechnungen geschrieben, ganz offiziell.

Ich wurde sogar als Softwareentwickler bezeichnet, aber ich habe mir das alles selbst beigebracht. Ich habe nie eine Uni oder eine Fachhochschule von innen gesehen, und ich habe auch sehr wenige Bücher über diese Themen gelesen.

Bei mir war es Trial and Error. Wenn ich etwas ausprobieren wollte, wie ein Tool zu bauen, habe ich mich einfach hingesetzt und nach Lösungen gesucht, mit Google, Stack Overflow und diversen kostenlosen Tools.

Sind die ersten 100.000€ Vermögen wirklich die schwierigsten?

Ja, das Erreichen der ersten 100.000€ Vermögen ist in der Tat oft die schwierigste Hürde. Aber das hat nicht nur mit der Höhe des Kapitals zu tun. Wenn du anfängst, verdienst du in der Regel auch weniger, und du hast vielleicht noch nicht die Einstellung, dass der Kauf von Aktien plötzlich wichtiger wird als das Kaufen eines neuen Fahrrads, eines neuen Fernsehers oder eines neuen Autos.

Ich habe tatsächlich alle vier bis fünf Jahre ein neues Auto gekauft, einfach, weil ich eins wollte, und nicht aus irgendeinem Grund. Mittlerweile werde ich immer abgeklärter. Ich fühle mich nicht als sparsam, aber ich habe alles, was ich brauche.

Über die Zeit habe ich diesen Belohnungskonsum eingeschränkt, was ich jetzt einfach so nenne. Nebenher habe ich natürlich mehr Geld verdient, und auch im Job sind meine Einnahmen gestiegen. Beide Einnahmequellen sind gewachsen.

Deshalb ist es tatsächlich eine Herausforderung, die ersten 100.000€ zusammenzubekommen. Nachdem du dieses Ziel erreicht hast, was bei vielen Menschen ein paar Jahre dauert, geht es wahrscheinlich schneller, besonders wenn du Nebeneinnahmen hast. Der Zinseszinseffekt spielt dann eine Rolle, und du hast vielleicht eine solidere und dauerhaftere Strategie entwickelt.

In meinen Anfangsjahren, als ich gerade mit dem Investieren begonnen hatte, habe ich viele Investmentfehler gemacht. Ich habe Dinge schlecht gekauft oder zu früh verkauft, oder bin auf ein zockerisches Niveau gegangen. Diese Fehler umschiffst du nach einer Weile, weil du daraus gelernt hast. Dann wächst dein Vermögen automatisch schneeballmäßig etwas mehr in jedem Jahr.

Wieso arbeitest du noch angestellt?

Erstmal denke ich, dass wir am Anfang einfache Ziele brauchen, und mir erschien es realistischer, etwa 1.500€ im Monat zu benötigen, vielleicht sogar ein bisschen weniger. Das ist dann zwar grundsätzlich ausreichend, aber wirklich knapp kalkuliert. Mir war es wichtig, dieses Ziel vor Augen zu haben, dieses sogenannte „Fuck-You-Money„, um mich jederzeit entscheiden zu können, den Job zu machen oder nicht.

Aber wenn du diesem Ziel näherkommst, merkst du, dass die Rechnung dann doch nicht so einfach ist, wie du es dir vorgestellt hast. Du musst die Inflation berechnen, andere Lebensumstände in Betracht ziehen, oder vielleicht nicht mehr mit einer Rente kalkulieren, die du bekommen könntest. Vielleicht wird sie später wieder aufgenommen, aber das ist unsicher. Also legst du immer noch ein Schippchen drauf.

Während ich früher meine Chefs und meinen Job gehasst habe, juckt es mich mittlerweile nicht mehr, wenn jemand blöd kommt, weil ich jederzeit gehen kann. Meine anfängliche Motivation war tatsächlich, den Job an den Nagel zu hängen, weil ich das teilweise unerträglich fand. Jetzt trauen sich vielleicht auch meine Vorgesetzten nicht, mich zu ärgern, weil sie genau wissen, dass ich weg sein könnte. Ich kann von heute auf morgen kündigen und mich, um es mal übertrieben zu sagen, die nächsten 20 Jahre auf die Couch legen.

Plötzlich hast du eine entspannte Einstellung zu deinem Job, weil du psychisch weißt, dass du nicht mehr musst, sondern kannst. Dann kommt dieser Gedanke: „Better safe than sorry“.

Du fängst an, lange Excel-Listen auszufüllen, in denen du jedes Szenario durchrechnest, und machst dir Sorgen, dass dich jemand ärgern könnte. Aber letztendlich denke ich mir oft: „Warum mache ich das noch?“ Zur Zeit macht es mir noch Spaß, und das Gehalt ist gut.

Du bist angestellt als Softwareentwickler bei einer Agentur, richtig?

Genau, ich arbeite im Bereich der Suchmaschinenoptimierung. Ich habe bereits einen Tag in der Woche reduziert, was ich definitiv empfehlen kann, weil dieser zusätzliche freie Tag gut für die psychische Gesundheit ist.

Wenn ich weiter reduzieren würde, hätte ich das Gefühl, dass ich meinen Job nicht mehr richtig machen könnte. Wenn sich zwei Tage lang E-Mails und Fragen anhäufen, könnte ich keinen Support leisten. Für mich ist jetzt nur noch die Option da, alles ganz an den Nagel zu hängen.

Wann kam das Ziel der finanziellen Freiheit auf?

Ich habe meinen Job gehasst. Normalerweise würde man sagen, ich solle etwas Neues suchen, aber Anfang der 2000er war das nicht so einfach. Hinzu kam, dass ich unter einer generalisierten Angststörung litt, die sich auch auf Existenzängste bezog. Ich hatte immer Angst, meinen Job zu verlieren und unter der Brücke schlafen zu müssen.

Klar, ich konnte nicht lange rumheulen, also versuchte ich, eine Lösung zu finden. Meine Lösung war: „Wenn du so und so viel Geld hast, musst du nie mehr unter der Brücke schlafen.“ Es war also Angst getrieben. Ich habe dann eine Excel-Tabelle erstellt und mein Vermögen darin notiert, damals wirklich nur etwa 10.000 €. Mit Zinseszins habe ich durchgerechnet und geschaut, wie lange es braucht, um auf einen sinnvollen Wert zu kommen, vielleicht eine halbe Million damals.

So hat es angefangen, Anfang 20. Ich habe schon ein paar Jahre darüber nachgedacht, obwohl der Begriff „finanzielle Unabhängigkeit“ damals noch nicht so bekannt war. Es war für mich keine Option, mein ganzes Leben lang zu arbeiten. Ich wollte eigentlich über meine Zeit 100% selbst bestimmen können.

Irgendwann bin ich dann auf US-Blogs gestoßen, in Deutschland gab es damals noch nicht so viele. Da hat irgendwer mal den Begriff F.I.R.E (Financial Independence, Retire Early) in den Mund genommen. Die ersten Jahre bin ich tatsächlich nur in US-Blogs rumgehopst, und da gab es andere, die so dachten wie ich. So ist das Ganze eigentlich losgegangen.

1.500€ zum Leben – Wie sind deine Rahmenbedingungen?

Die Rahmenbedingungen sind eigentlich sehr luxuriös. Ich wohne in einer Wohnung, die meinen Eltern gehört und die ich irgendwann mal erben werde. Also, ich zahle keine Miete, nur sämtliche Nebenkosten.

Meine Eltern wollten mal Miete von mir, dann habe ich ein Jahr bezahlt. Danach habe ich ihnen vorgerechnet, dass das Geldverschwendung ist, weil ich das Geld viel besser anlegen kann und wir Geld verlieren, wenn ich an sie Miete bezahle. Das ist natürlich schon privilegiert, keine Miete bezahlen zu müssen.

Warum keine ETFs? Was fasziniert dich an der Dividendenstrategie?

Das Zitat „Im Grunde hat mir also an jedem Tag im Januar ein Unsichtbarer einen Fuffi auf den Tisch geknallt, für nix und wieder nix.“ beschreibt meine Faszination recht gut. Ich halte mich nicht für einen guten Investor oder Stockpicker. Ich weiß auch nicht, wann der richtige Zeitpunkt ist zu verkaufen, und ich habe oft falsch verkauft.

Ich wollte eine Strategie, bei der ich am besten gar nicht mehr verkaufen muss. Bei einem ETF musst du theoretisch irgendwann verkaufen, aber ich wollte Cash Flow. ETFs waren mir zu abstrakt und enthielten zu viel „Bullshit“. Ich wollte das Gefühl haben, Teil einer Firma zu sein. Bei einem ETF bist du das nicht wirklich, aber wenn ich zum Beispiel Aktien von Caterpillar habe, freue ich mich jedes Mal, wenn ich einen Bagger von Caterpillar vorbeifahren sehe. Es mag seltsam klingen, aber das gibt mir eine Verbindung zu meinem Investment.

Ein weiterer Punkt, der mir erst später klar wurde, ist, dass Cashflow mich mehr motiviert, zu sparen. Wenn ich mehr spare und Anschaffungen verschiebe, erhalte ich mehr Dividenden. Die Dividendenstrategie nimmt mir auch den Stress des Verkaufens komplett ab.
Die Idee war eigentlich, nie mehr ein Aktienportfolio zu verkaufen.

Das macht mir ein Gefühl von Sicherheit, besonders nachdem ich 2000 den Dot-Com-Crash und 2008 die Finanzkrise miterlebt habe. Diese Erfahrungen nagen an dir, und du bist vielleicht nicht so zuversichtlich, wie du es gerne behaupten würdest.

Du hast über 100 Einzelaktien im Dividenden Depot. Wie wählst du deine einzelnen Aktien aus?

Ich versuche mich immer selbst zu verbessern, obwohl ich kein guter Analyst bin oder so. Aber es gibt viele gute Analysen. Ich stelle mich auf die Schultern von Riesen, also von Leuten, die schon etwas sehr gut machen. Zum Beispiel erklärt Ben (Divantis) die Wahl zwischen verschiedenen Aktien auf hervorragende Weise, und das ist für mich sehr einfach und gut zugänglich. Er schließt daraus, warum er eine Aktie gut findet oder nicht. Die Entscheidung treffe ich allerdings selbst.

Das, was bei mir das ganze Interesse zum Kickstart gebracht hat, war Jason Schieber. Er hatte eine Serie namens „Undervalued Dividend Stocks“, und wenn man durch die Liste geht, sieht man, dass ich wahrscheinlich 90 Prozent der Aktien, die er vorgestellt hat, auch im Depot habe. Nicht alles war Gold, aber der überragende Anteil war wirklich gut, mit nachhaltig wachsenden Dividenden. Ich benutze auch Modelle wie den Aktienfinder und so weiter.

Keine meiner Aktien hat einen Depotanteil von über einem Prozent. Wenn da etwas schiefgeht, was auch schon passiert ist, dann tut es mir nicht weh. Ein Kumpel hat immer gesagt, ich hätte mir meinen eigenen ETF gebaut.

Kann der Fall eintreten, dass du eine von deinen Werten doch verkaufst?

Ja, der Fall kann eintreten, dass ich einen meiner Werte verkaufe. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Dividenden komplett gestrichen werden. In einer solchen Situation wäre der Aktienkurs in der Regel auch schon gut gesunken. Bei Dividendenkürzungen, die begründet sind, passe ich ein bisschen auf und achte darauf. Wenn jedoch die ursprüngliche Investmentidee, hinter der ich stand, nicht mehr zutrifft, dann bin ich raus und verkaufe auch gnadenlos.

Dieses emotionslose Handeln ist eigentlich das Beste, was man machen kann. Ich habe früher auch emotional gehandelt und Aktien mit Verlust über zwei Jahrzehnte im Depot gehabt, weil ich dachte, sie würden sich erholen. Aber dann mache ich ein- oder zweimal im Jahr eine Prüfung, bei der ich alles genau überprüfe.

Kaufst du aktuell noch neue Unternehmen hinzu oder stockst du nur bestehende Aktienpositionen auf?

Es gibt immer ein paar Aktien, die ich schon immer haben wollte, aber nie den richtigen Kaufzeitpunkt erwischt habe. Dann gibt es Themen, bei denen ich anfangs skeptisch war und mittlerweile glaube, dass sie auf dem richtigen Weg sind.

Zum Beispiel Cummins, die Firma, die die ganzen Dieselmotoren für LKWs und Schiffe baut. Viele würden jetzt sagen, dass es wegen der Elektromobilität nicht zukunftsfähig sei, aber Cummins hatte da auch einiges im Portfolio, also kaufe ich immer noch neue Aktien dazu.

Cummins Dividenden Aktie

Ich kaufe allerdings weniger neue Aktien und stocke lieber auf Aktien auf, die eine schöne Historie mit Dividendensteigerung haben. Ich bin zu 80% in USA-Aktien investiert, da ich 10 Jahre für einen US-Konzern gearbeitet habe. Ich glaube, ich weiß, wie die Technik funktioniert, wie sie ihre Mitarbeiter triezen, wie die Shareholder-Value hochgehalten wird und wie alles getan wird, um den Aktienkurs zu erhöhen.

Viele empfehlen eine Beimischung von Emerging Markets, aber ich halte das für keine gute Idee. Die großen Unternehmen aus den USA sind auch in den Emerging Markets aktiv, also bin ich indirekt bereits beteiligt. In den 90er Jahren gab es viel Hype um die Emerging Markets, aber ich habe nie einen dauerhaften Erfolg in diesen Märkten gesehen. Sie haben sich eine Zeit lang gut entwickelt, wie zum Beispiel Brasilien, aber dann gab es eine große Wirtschaftskrise und alles ist wieder nach unten gegangen.

Früher habe ich viel mit Rohstoff-Aktien gemacht, wie bei Vale, aber ich bin dabei immer gescheitert, da die Rohstoffmärkte extrem volatil sind und der Gewinn oder Umsatz dieser Firmen direkt am Rohstoffpreis hängt. Ich bevorzuge ein Geschäftsmodell, das nach dem Motto funktioniert: Selbst wenn Außerirdische landen, kaufst du immer noch Windeln, Colgate-Zahnpasta und hast immer noch Lust auf deinen Burger.

Mit US-Aktien bin ich immer sehr gut gefahren, und dann gewöhnt man sich daran. Die Amerikaner sind rücksichtslos, und ich möchte nie mehr für sie arbeiten. Sie streichen ihre Gewerkschaften zusammen und melden Insolvenz an, etwas, das in Deutschland nicht so möglich wäre. In den USA herrscht Turbokapitalismus, während wir in Deutschland immer noch eine soziale Marktwirtschaft haben.

Wie hat das Investieren bei dir angefangen und wie investierst du heute, Sparpläne oder Einmalkäufe?

Das Investieren hat für mich angefangen, als ich mit meiner Mutter zur Badischen Beamtenbank gegangen bin, um ein Depot zu eröffnen. Da ich noch keine 18 Jahre alt war, musste sie für mich unterschreiben.

Damals habe ich drei Union Investment Fonds gekauft. Als die ersten zwei Direktbanken und Direktbroker in Deutschland aufkamen, habe ich tatsächlich sehr früh mit Sparplänen in Aktienfonds investiert, aber diese sind mittlerweile alle verkauft.

Ich halte Sparpläne für die meisten Menschen für eine super gute Einrichtung. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass man dafür keine Gebühren bezahlt, denn Gebühren spielen bei Sparplänen eine große Rolle. Die Automatisierung, die sie bieten, erleichtert es vielen Menschen, da sie sich nicht mehr darum kümmern müssen.

Aus diesem Grund habe ich Sparpläne für meine Schwester, Freundin und alle anderen, die ich kenne, eingerichtet, und sie sind damit auch zufrieden.

Was meine eigene Investitionsstrategie betrifft, so kaufe ich tatsächlich immer dann, wenn ich Lust dazu habe oder wenn 5000 € herumliegen. Dabei ist es mir egal, wie die Kurse stehen.

Was sind deine Tipps um einer Dividendenstrategie treu zu bleiben?

Die Leute mögen diese Geschichte mit einem Yolo Hebel Trade und plötzlich hat man eine halbe Million auf dem Konto. Die Geschichten sind toll, und deshalb funktioniert sie. Aber das ist mir nicht passiert, und den meisten Leuten wird das auch nicht passieren. Niemand wird das Glück haben, die nächste Microsoft oder Apple Ende der 90er zu ergattern und sie über die Jahre nicht zu verkaufen.

Yolo Trades

Ich habe vom Bitcoin das erste Mal in einem Nerdpodcast gehört, wo einer da einen Bitcoin auf seinem Rechner geschürft hat. Hätte ich damals auch machen können, habe ich aber nicht. Und selbst wenn ich es gemacht hätte, hätte ich wahrscheinlich beim Kurs von 100 € meine Bitcoins verkauft.

Genau deshalb brauchst du etwas, das funktioniert und das du durchhalten kannst. Ich habe auch schon gezockt, hatte ein Glückstrade mit BeyondMeat, aber grundsätzlich konnte ich es nicht replizieren. Ich fand, alles, was ich nicht wirklich jede Woche replizieren kann, hat mich irgendwann überhaupt nicht mehr gereizt.

Was begeistert dich beim Optionshandel?

Ursprünglich hat mich der Cashflow begeistert, den du immer wieder generieren kannst. Die Idee, dass du dir mit über den Daumen gepeilt vielleicht so ein Prozent pro Monat hinbekommen könntest, hat mich angesprochen.

Für jemanden, der ganz normale Dividenden hat, war der Gedanke interessant, dass ich, wenn ich einen CSP, also einen Cash Secured Put verkaufe, und die Aktie eingebucht bekomme, nur CSPs verkaufe, auch Aktien, bei denen du Dividenden erhalten würdest, wenn sie liegen würden. Man könnte viel mehr Prämien kassieren, wenn man beispielsweise auf Tesla eine Option schreibt, aber ich habe es nicht gemacht.

Ich konzentriere mich tatsächlich nur noch auf Dividenden-Aktien, deshalb sind die Prämien auch nicht so hoch, weil sie nicht so volatil sind. Dennoch kommen dabei aktuell ein paar hundert Euro im Monat reproduzierbar heraus.

Tipp: Optionshandel lernen – Unsere 9teilige Artikelserie

Man darf natürlich nicht vergessen, dass, wenn Elon Musk in der nächsten Woche schlecht geschlafen hat, meine Option weg sein kann. Das kann natürlich auch bei jeder anderen Aktie passieren, aber die Wahrscheinlichkeit ist geringer.

Wenn es doof läuft und ich die Aktien drei Monate im Depot habe, möchte ich auch eine Aktie haben, die ich drei Monate im Depot aushalten kann. Bei einer Aktie, die regelmäßig Dividenden zahlt, fällt mir das viel einfacher.

Bei mir geht es auch mal schief, und mir wurden auch schon oft Aktien eingebucht, aber es hat mich nicht gestresst. Ich glaube, ich habe selbst in einem Jahr dadurch 150 Euro Dividenden kassiert, allein von Aktien, die mir eingebucht wurden und die ich noch nicht losgeworden bin.

Trotzdem ist das Ziel eigentlich, diese wieder loszuwerden und mit einem Covered Call den ursprünglichen Strike zu bekommen. Aktuell sind im Dividenden-Depot rund 900.000 Euro und im Optionen-Depot 65.000 Euro.

Wie ist dein Plan für die Zukunft? Hast du vor, den Anteil am Optionsdepot noch zu erhöhen?

Die Idee ist eigentlich, dass ich nichts aus dem Optionsdepot entnehme, aber ich weiß nicht, ob ich noch nachlegen werde. Ich versuche, es nach oben zu traden, soweit es geht, und das, bis ich das Geld für irgendwas brauche.

Ich mache Optionshandel seit einem Jahr und habe noch nicht alles gesehen, was da passieren kann. Deshalb bin ich trotzdem noch vorsichtig.

Warteliste: Optionshandel für Berufstätige

Alex ist an der Kurs-Erstellung für den Optionshandel beteiligt, und er würde sich wirklich über dein Feedback freuen. Wenn dir als Anfänger bei Optionen in seinem Inhaltsverzeichnis-Entwurf noch etwas fehlt, kannst du Feedback geben. Hier ist der Link zum Formular.

Wann ist genug?

Wir haben noch eine weitere Community-Frage, und zwar zum Thema: „Wann hat man genug?“ Dein Depot-Ziel waren ursprünglich mal so 400.000 – 500.000 Euro. Das hast du so schrittweise erhöht, nachdem du es erreicht hast. Jetzt gerade ist die eine Million das Ziel. Glaubst du, das geht immer so weiter? Also wann ist genug für dich?

Tatsächlich ist die Million genug, würde ich behaupten, zumindest für mich. Das mag anders sein, wenn man Kinder hat oder luxuriöse Ansprüche an das Leben stellt. Ich habe mehr gebraucht als das, was ich ursprünglich geplant habe, aber wenn man Freude daran hat, alle paar Jahre ein Auto zu kaufen, das 60.000 – 70.000 Euro kostet, ist das etwas anderes als wenn man das Zelten auf Korsika bevorzugt.

Wobei ich auch schon in einem Fünf-Sterne-Hotel war und es eine schöne Erfahrung war, lege ich keinen Wert mehr darauf.

Tipps zur Erreichung der ersten 100.000 Euro

Die Mehrheit der Community hat so die magischen 100.000 Euro als nächstes Vermögensziel. Hast du vielleicht als Motivation oder Learning für die Leute, die gerade auf dem Weg zu den ersten 100.000 sind, noch einen Tipp oder wie du wieder bei Null starten würdest?

Vorab, als ich das Depot erstmals auf 100.000 Euro gebracht habe, war ich begeistert. Ich bin herumgelaufen und habe alle möglichen Leute gefragt, was sie mit 100.000 Euro tun würden. Das war völlig Banane.

Aber du musst irgendwas tun, das dich durchhält und vielleicht während des Durchhaltens zusätzlich motiviert, weil sonst hältst du es nicht durch. Wenn du jetzt schon Schwierigkeiten hast, 500 Euro dir abzusparen und das dir extrem schwer fällt, dann musst du was anderes machen.

Der Boost für ein wachsendes Depot kommt tatsächlich durch Nebentätigkeiten, aber nicht durch Dinge, die nicht skalieren, wie etwa ein Nagelstudio eröffnen oder ein Consulting-Unternehmen, wo Zeit gegen Geld getauscht wird. Man muss etwas tun, das skaliert, wie beispielsweise eine Beteiligung an einer Firma, wo man initial vielleicht viel Zeit investiert und nachher von den Früchten leben kann.

Als Softwareentwickler hat man es einfach; es gibt mittlerweile Plattformen wie Shopify oder Google Drive, wo man Plugins verkaufen kann. Man kann immer wieder sehr viele interessante Geschäftsmodelle entwickeln.

Jetzt verkaufen sie dieses Plugin für 3,99 Euro und machen mittlerweile 30 bis 40.000 Euro Umsatz im Jahr. Es hört sich nicht viel an, aber 40.000 Euro mit fast keinen Kosten und keinem Zeiteinsatz, nachdem es erstellt ist, genau das ist das, was ich Leuten raten kann. Wenn sie eine Möglichkeit sehen, mit etwas Geld zu verdienen, das skaliert, dann tu es, aber nicht Geld gegen Zeit tauschen, das ist nicht sinnvoll.

Auch wichtig ist das Sitzfleisch zu haben; die Ideen scheitern, weil Leute zu früh aus Frustration die Flinte ins Korn werfen, statt ehrlich zu gucken, was gut war. Es ist immer etwas gut, selbst wenn es nur das Learning ist, und man muss überlegen, was man das nächste Mal besser machen muss.

Machen statt Überlegen: Einblicke in Website-Erstellung und Investitionen

Florian: Meinen Website-Business-Bootcamp-Teilnehmern sage ich immer: „Mach einfach!“, denn während du machst, lernst du, wie es geht. Das wird vielleicht nicht dein letztes Projekt sein, aber du wirst verstehen, wie es funktioniert.

Es mag zunächst nicht klappen, aber ein Jahr später wirst du mit deinen neuen Fähigkeiten eine Idee haben und es wird funktionieren. Zum Beispiel hat einer meiner Teilnehmer eine Krypto-Website gestartet und nach einem halben Jahr auf eine Beauty-Website mit seiner Freundin umgesattelt, weil sie sich mit Cremes auskennt. Mit den Fähigkeiten aus seinem ersten Projekt haben sie nun eine super erfolgreiche Beauty-Website mit Affiliate-Links zu Cremes.

Matthias: Auch ich hatte ein ähnliches Erlebnis bei meinem ersten Projekt. Als der Fiat 500 im Jahr 2007 neu herauskam, habe ich ein Blog darüber gestartet. Die ersten paar Monate habe ich nur für mich geschrieben. Dann begannen plötzlich Leute, Werbung buchen zu wollen, und ich verdiente durch Werbebuchungen und AdSense 400 Euro im Monat.

Mit nur 10 Minuten Aufwand pro Tag für einen neuen Artikel war das eine interessante Lernphase. Ich habe damals nichts professionell gemacht oder versucht, es weiter zu monetarisieren, aber ich habe viel gelernt.

Der wichtigste Punkt ist, dass Handeln besser ist als Nachdenken. Als Softwareentwickler haben wir früher gesagt: „Erstmal trashy rauspusten, schön machen kann man später.“ Man sollte den deutschen Perfektionismus ablegen, du kannst immer eine Version 2 oder 3 machen und das Feedback deiner Community nutzen, um es besser zu machen. Nur Gottes Willen, handele und überlege nicht, was alles sein könnte.

Was ist deine Lieblingsdividendenaktie in deinem Depot?

Ich habe mir abgewöhnt, Lieblingsaktien zu haben, weil eine emotionale Bindung zu einer Firma problematisch sein kann. Aber wenn ich eine nennen müsste, wäre es der Zigarettenhersteller Altria, obwohl die Aktie nicht besonders gut steht.

Ich habe bereits fast meine Investition heraus und spüre jedes Jahr eine fühlbare Dividendensteigerung. Es gibt auch Aktien, bei denen ich anfangs skeptisch war und nie mit gerechnet habe, dass sie durch die Decke gehen würden, wie Williams Solomar oder Target.

Williams Sonoma Aktie

Ich habe keine Dividende und keine Lieblinge; wenn sie nicht passen, fliegen sie wieder raus.

Abschließende Gedanken zur Dividendenstrategie

Was mir noch wichtig zu sagen ist, es gibt kein Richtig oder Falsch, Schwarz oder Weiß. Es gibt Abstufungen, und jeder Mensch ist unterschiedlich. Was für den einen funktioniert, funktioniert vielleicht für einen anderen nicht.

Niemand kennt die privaten Umstände eines anderen Menschen, und das sollte man immer berücksichtigen, wenn man Empfehlungen ausspricht oder kritisiert.

Danke für deine Zeit, und wir verlinken alles, falls ihr Matthias direkt kontaktieren wollt.
Blog von Matthias: https://www.getmad.de/

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