Investieren in Indien? – Indien ist kein zweites China [Geldanlage]

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Indien hat China als das einwohnerreichste Land der Welt abgelöst. Mit einer Bevölkerung von über 1,3 Milliarden Menschen hat Indien eine immense Arbeitskraft, die eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung des Landes spielen kann. Viele Investoren sehen in Indien das Potenzial für eine ähnliche Wachstumsstory wie die von China in den 1990er Jahren und stellen sich daher die Frage „Investieren in Indien?„. Auch im Hinblick auf einen möglichen Euro Crash bietet sich Diversifikation über Länder an.

Investieren in Indien

Die indische Regierung unter Premierminister Modi hat ehrgeizige Pläne für die Zukunft des Landes. Die Vision ist es, Indien zu einer globalen Wirtschaftsmacht zu machen und das Land zu modernisieren. Modi will das Land durch Reformen und Investitionen in Infrastruktur und Bildung zu einem attraktiven Ziel für ausländische Investoren machen. Doch inwiefern ist Indien mit China vergleichbar? Und sollte man vielleicht jetzt in Indien Geld anlegen?

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Das Wichtigste in Kürze

  • Indien hat China als bevölkerungsreichstes Land der Welt abgelöst.
  • Indien hat das Potenzial für eine starke Wirtschaftsentwicklung.
  • Die politischen Bedingungen und die Demokratie in Indien unterscheiden sich jedoch erheblich von China.
  • Die indische Regierung unter Modi strebt nach einem höheren Wachstum, indem sie die Infrastruktur verbessert und die Digitalisierung vorantreibt.
  • Es gibt jedoch auch Risiken und Herausforderungen, wie z.B. das Kastensystem und die Unterdrückung von Minderheiten.
  • Investoren sollten jedoch die potenziellen Risiken und Herausforderungen berücksichtigen, bevor sie in Indien investieren.
  • Mögliche Sammelanlage für Indien:
    Franklin FTSE India UCITS ETF (WKN: A2PB5W)

Indien und China – Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Obwohl Indien und China in vielerlei Hinsicht vergleichbar sind, gibt es auch entscheidende Unterschiede zwischen den beiden Ländern. Zum einen haben sie sehr unterschiedliche politische Systeme.

Politisches System

Indien ist die größte Demokratie der Welt, während China eine kommunistische Diktatur ist. Das hat Konsequenzen für die Entscheidungsfindung und die Umsetzung von Maßnahmen, insbesondere im wirtschaftlichen Bereich.

Arbeitnehmer Rechte

Indien mag zwar nicht als Vorbild für Arbeitnehmerrechte gelten, jedoch hat sich das Land in dieser Hinsicht deutlich weiterentwickelt als China im Jahr 1990. Im Gegensatz zu China, wo Arbeitsgesetze in den Händen der Führung sehr flexibel sind und die sogenannte „996“-Regel, d.h. von 9:00 Uhr morgens bis 21:00 Uhr abends sechs Tage die Woche zu arbeiten, für Arbeiter und Angestellte in den geschäftigsten Regionen üblich ist, herrscht in Indien eine andere Arbeitskultur.

Ethnische Zusammensetzung

Ein weiterer wichtiger Unterschied ist die Bevölkerungszusammensetzung. Indien ist ein viel diverseres Land als China, was ethnische und religiöse Vielfalt angeht. Das stellt eine besondere Herausforderung dar, wenn es um die Umsetzung von politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen geht.

Wirtschaftssystem

Darüber hinaus gibt es Unterschiede in der Wirtschaftsstruktur. Während China in den letzten Jahrzehnten stark auf die Entwicklung der Fertigungsindustrie gesetzt hat, ist Indien eher ein Dienstleistungsland. In der Tat ist der Dienstleistungssektor der größte Beitrag zur indischen Wirtschaft.

Der Dienstleistungssektor machte 2010 bereits 59 % des BIPs aus.

Diese Unterschiede bedeuten auch, dass Indien nicht einfach den gleichen Weg wie China einschlagen kann. Es braucht eine eigene Strategie und einen eigenen Ansatz, um wirtschaftliches Wachstum zu erreichen. China kann somit nicht als Blaupause dienen.

Warum Indien nicht das nächste China sein wird

Obwohl Indien und China viele Gemeinsamkeiten haben, gibt es auch entscheidende Unterschiede, die dazu führen, dass Indien nicht das nächste China sein wird.

Politisches Entscheidungsprozess

Zunächst einmal hat Indien eine Demokratie, während China eine autoritäre Ein-Parteien-Staatsform hat. Dies führt dazu, dass Indien bei Entscheidungen langsamer ist als China und es schwieriger ist, Entscheidungen durchzusetzen, insbesondere bei schmerzhaften Maßnahmen, die von der Bevölkerung nicht positiv aufgenommen werden. Beim Investieren in Indien muss die Trägheit einer Milliarden-Demokratie berücksichtigt werden.

Rolle der indischen Frau

Ein weiterer Faktor ist die Rolle der Frauen in der indischen Wirtschaft. Indien hat eine sehr niedrige Erwerbsbeteiligung von Frauen im Vergleich zu anderen Ländern wie China oder den USA. Dies hat verschiedene Gründe wie fehlende Arbeitsplätze und kulturelle Faktoren, die Frauen dazu ermutigen, zu Hause zu bleiben oder nur in informellen Sektoren zu arbeiten. Mehr Informationen.

Spannung zwischen Bevölkerungsgruppen

Ein weiterer wichtiger Unterschied betrifft die Bevölkerung. Indien ist viel ethnisch und sprachlich vielfältiger als China, was zu besonderen Herausforderungen bei der Schaffung einer nationalen Identität und politischen Stabilität führen kann. Außerdem gibt es in Indien viele religiöse Spannungen, vornehmlich zwischen Hindus und Muslimen, die sich auf die politische Stabilität auswirken können.

Investieren in Indien birgt Risiken: religiöse Diversität
Beim Investieren in Indien kann die religiöse Aufspaltung ein Risiko bergen. Quelle.

Zeitpunkt und Umfeld nicht vergleichbar mit den 1990er

Es ist jedoch auch wichtig zu beachten, dass Indien nicht versuchen wird, China zu imitieren. Die Welt hat sich seit den 1990er Jahren verändert, und die Bedeutung von Fertigung und Dienstleistungen hat sich verschoben. Indien hat einen großen Pool an qualifizierten jungen Menschen und eine aufstrebende Unternehmenskultur, die es ihm ermöglicht, Nischen in der globalen Wirtschaft zu finden und zu besetzen.

Zu beachten ist allerdings, dass durch Automatisierung im produzierenden Gewerbe zwar Wachstum entsteht, aber keine Arbeitsplätze. Diese sind aber genauso wichtig, um die Binnennachfrage anzutreiben und so das gesamte Wirtschaftswachstum. Bloomberg spricht vom „jobless growth“.

Insgesamt ist es also unwahrscheinlich, dass Indien das nächste China im Sinne der „Werkbank der Welt“ sein wird. Aber das bedeutet nicht, dass Indien keine bedeutende Rolle in der Weltwirtschaft spielen wird. Mit seiner Bevölkerung und seiner aufstrebenden Wirtschaft wird Indien zweifellos eine wichtige Rolle in der globalen Wirtschaft spielen.

Chancen für Investitionen in Indien

Indien hat trotz aller Herausforderungen, die in den vorherigen Kapiteln diskutiert wurden, auch eine Vielzahl von Chancen für Investitionen. Derzeit ist Indien eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt und bietet ein enormes Potenzial für Unternehmen und Investoren.

Investieren in Indien heißt investieren in Dienstleistung und Technologie

Eine der vielversprechendsten Branchen in Indien ist die Technologiebranche. Indien hat eine boomende IT-Branche, die stark von einem großen Talentpool profitiert. Viele indische Technologieunternehmen haben weltweit Erfolg, wie zum Beispiel Infosys, Tata Consultancy Services und Wipro. Der Sektor ist auch sehr aktiv in der Start-up-Szene, was eine große Chance für Investoren bietet.

Investieren in Indien: der Staat als Motor

Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Infrastruktur. Indien benötigt massive Investitionen in die Infrastruktur, einschließlich Straßen, Schienen, Häfen und Flughäfen, um das Wachstum der Wirtschaft zu unterstützen. Die indische Regierung hat kürzlich angekündigt, dass sie bis 2025 über 1,4 Billionen US-Dollar in die Infrastruktur des Landes investieren will. Dies bietet große Möglichkeiten für Unternehmen, die in diesen Bereich investieren möchten.

Agrarsektor muss effizienter werden, um Indien zu ernähren

Die Landwirtschaft ist ein weiterer wichtiger Sektor in Indien, der von Investitionen profitieren kann. Indien ist ein wichtiger Produzent von Nahrungsmitteln und hat eine große und wachsende Bevölkerung, die den Bedarf an Nahrungsmitteln weiter erhöht. Investitionen in die Landwirtschaft können helfen, die Produktivität zu steigern und die landwirtschaftliche Wertschöpfungskette zu verbessern.

Energiehunger und Umwelt

Schließlich gibt es in Indien auch viele Chancen in den Bereichen erneuerbare Energien und Elektromobilität. Indien hat das Ziel, bis 2022 insgesamt 175 GW an erneuerbarer Energie zu erzeugen und hat bereits große Fortschritte bei der Entwicklung von Solar- und Windenergie gemacht. Investitionen in diesen Bereich können dazu beitragen, die Energieabhängigkeit von Indien zu reduzieren und die Energiewende zu unterstützen.

Investieren in Indien: positiver Ausblick der OECD

Investieren in Indien

Reale BIP-Wachstumsprognosen für 2023 und 2024.
Quelle:  OECD Economic Outlook, Interim Report March 2023

Zusammenfassend bietet Indien eine Fülle von Chancen für Investoren, insbesondere in den Bereichen Technologie, Infrastruktur, Landwirtschaft und erneuerbare Energien. Während es Herausforderungen gibt, die angegangen werden müssen, um ein nachhaltiges Wachstum zu erreichen, hat Indien das Potenzial, in den kommenden Jahren ein wichtiger Akteur in der Weltwirtschaft zu werden.

Investieren in Indien: wenn ja – wie am besten?

Für mich fallen Einzelinvestment in den indischen Markt aufgrund von schwerem Zugang aus. Daher bleiben nur gut invertierbare Sammelanlagen wie ETFs oder spezielle aktive Fonds.

Von den 3 Indizes, die eine Investition über ETFs in Indien ermöglichen, ist mir der FTSE India 30/18 Capped am sympathischen. Wir haben Begrenzung der stärksten Position auf 30%. Alle anderen Position können maximal 18% erreichen. Dadurch wird ein Klumpen, hauptsächlich des Finanzsektors gut vermieden.

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Der Franklin FTSE India UCITS ETF (WKN: A2PB5W), der den Index vollständig physisch abbildet, ist mit einer TER von 0,19% p.a. sehr günstig. Im Auge behalten sollte man aber das derzeit noch geringe Fondsvolumen von ca. 200 Mio. Euro.

Wer mit einem Sparplan, zum Beispiel bei einem günstigen Broker*, arbeitet, könnte so auch von Cost-Average profitieren.

Investieren in Indien – Fazit: nicht mit China vergleichbar

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Indien zwar kein zweites China ist, aber dennoch Möglichkeiten für Investitionen bietet. Vorwiegend in den Bereichen Technologie und Dienstleistungen gibt es vielversprechende Wachstumschancen. Allerdings müssen Investoren auch die Risiken und Herausforderungen wie politische Instabilität, Korruption und bürokratische Hürden berücksichtigen.

Insgesamt kann gesagt werden, dass Indien als aufstrebende Wirtschaftsmacht ein großes Potenzial für Investitionen bietet. Die Bevölkerung ist jung, gut ausgebildet und Technologie-affin. Die Regierung unter Premierminister Modi hat ehrgeizige Pläne für die Modernisierung der Infrastruktur und die Förderung der Wirtschaft.

Allerdings gibt es auch Herausforderungen wie die Spannungen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen und die begrenzte Umsetzung von Reformen. Es ist daher wichtig, bei Investitionsentscheidungen eine umfassende Risikoanalyse durchzuführen und sorgfältig abzuwägen.

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