LEAP Option – Erklärung, Beispiele und Praxis

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LEAP ist eine Abkürzung und steht für eine Option mit besonders langer Laufzeit. Abgesehen von ihrer langen Laufzeit gibt es grundsätzlich keinen Unterschied zu den bekannten Optionen. Abhängig von der gewählten Optionsstrategie können LEAP Optionen aber Vorteile bieten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Optionen mit einer Laufzeit von > 1 Jahr.
  • Geeignet, um einen anhaltenden Trend zu handeln.
  • LEAPS können für eine bestimmte Aktie oder einen Index gehandelt werden.
  • Geeignet zur Portfolio-Absicherung oder als Aktien-Ersatz.
  • Die Prämien für LEAPS sind höher als die für Standardoptionen der gleichen Aktie.

Disclaimer Anlageberatung

Was ist eine LEAP Option?

LEAPS bedeutet Long Term Equity Anticipation Security. Neben LEAPS wird auch oft von LEAP oder LEAPs gesprochen und bedeutet das Gleiche. Im Gegensatz zu üblichen Optionen mit einer Laufzeit von einigen Tagen bis zu ein paar Wochen haben LEAP Optionen eine Laufzeit von mindestens einem Jahr. Die vertragliche Verpflichtung einer Option bleiben aber unberührt:

Eine Option ist eine Vereinbarung zwischen zwei Parteien. Die Vereinbarung (Option) regelt, wie viel eines Basiswerts (Underlying) (bis) zu einem festgelegten Verfallstag (expiring day) zu einem vorher fixierten Preis (strike) gekauft oder verkauft wird. Der Verkäufer (Stillhalter) der Option erhält dafür eine Prämie.

Besonderheit von LEAP Optionen: Zeitwert und Volatilität

Durch ihre sehr langen Laufzeiten haben LEAPS Besonderheiten, die es zu kennen gilt. Dadurch kann deine Optionsstrategie für den jeweiligen Fall passend ausgewählt werden.

Der Zeitwertverfall ist bei langfristigen Optionen am Anfang sehr gering und beschleunigt sich erst in den letzten 90 Tagen vor Laufzeitende.

LEAP Option Zeitwert
Einfluss des Zeitverlaufs auf den Zeitwert einer Option. Gemessen durch Theta. Ab einer Laufzeit von 1 Jahr spricht man von LEAPS.

Des Weiteren sind LEAPS empfindlicher für Änderung der impliziten Volatilität des Basiswerts (Vega). Optionen mit langer Laufzeit haben ein hohes Vega.

Handel mit LEAP Optionen

Der Kauf und Verkauf von langlaufenden Optionen (LEAPS) funktioniert analog zu kurz laufenden Optionen, wie sie bevorzugt gehandelt werden. Zuerst musst du den zu deiner Strategie passenden Basiswert auswählen. Das kann beispielsweise eine US-Aktie sein.

Der eigentliche Handel findet dann bei einem geeigneten Optionen-Broker statt. Wie bei anderen Optionen ist ein großer Open Interest und Handelsvolumen am gewünschten Strike wünschenswert. Allerdings werden generell weniger LEAP Optionen eröffnet oder gehandelt, weshalb man hier eine individuelle Entscheidung treffen soll.

Des Weiteren ist die Strike-Auswahl eingeschränkter als bei kurz laufenden Optionen. Die Auswahl des Strikes richtet sich nach unsere Strategie. Ein wichtiges Hilfsmittel ist die Kennzahl Delta.

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Optionsstrategie mit LEAP Optionen

Es gibt zwei Favoriten, wenn es um die Auswahl unter den Optionsstrategien geht. Mit einer LEAP Option kann das Portfolio abgesichert werden (Dazu interessant: Delta Hedging) oder aber als Ersatz für Aktien gehandelt werden. Mehr dazu folgt in den nachfolgenden Abschnitten.

LEAP Calls

Eine Long Call LEAP Option kann man in Betracht ziehen, wenn man von einem Kursanstieg des Basiswerts in Zukunft ausgeht. Durch die lange Laufzeit hat der Basiswert mehr Zeit diese Prognose zu erfüllen.

Zwar sind LEAPS kostenintensiver als kurz laufenden Optionen, aber immer noch günstiger als den Basiswert selbst zu kaufen. Das kann ein Vorteil für kleiner Konten sein, denn mit einem Optionskontrakt kontrollierst du in der Regel 100 Aktien des Basiswerts.

Mit LEAPS Call Optionen kannst du also von potenziellen Kursanstiegen einer bestimmten Aktie profitieren und gleichzeitig musst du weniger Kapital einsetzen. So kann sich eine höhere Rendite auf das eingesetzte Kapital erwirtschaften lassen.

Damit sich der LEAPS Call quasi wie die der entsprechende Basiswert verhält, ist ein hohes Delta wählen (Daumenregel >0,85). Das bedeutet, einen In-the-Money (ITM) Strike zu wählen. Bei einem Delta = 1 bedeutet ein Preisanstieg um einer Währungseinheit im Basiswert einen Preisanstieg der Option um ebenfalls eine Währungseinheit.

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Beispiel LEAP Call

Du erwartest einen starken Kursanstieg in einer Aktie. Zum Beispiel einer Techaktie, die in der aktuellen Krise überkorrigiert hat. Du hast nun zwei Möglichkeiten von deiner Erwartung zu profitieren: Du kaufst die Aktie oder kaufst eine Call-Option auf die Aktie. Da du nicht sicher bist wie lange die Erholung dauern könnte entscheidest du dich für einen LEAP Call.

Die Aktie von Fiverr (FVRR) notiert bei 42 USD. Das 52-Wochen-Hoch liegt bei 210 USD, die 200-Tageslinie bei 75 USD. Ein Call mit Laufzeit 19. Januar 2024 (552 Tage) und ITM Strike von 40 USD kostet 1.665 USD. Mit dieser Call Option kontrollierst du 100 Fiverr Aktien.

LEAP Option Call
Profit und Loss Diagramm. FVRR Jan 19th ’24 40 Long Call. Quelle: optionstrats

Gehen wir nun von einer Kurserholung auf 75 USD aus. Wie verhalten sich die zwei Szenarien zueinander?

Wenn du 100 Aktien zu 42 USD gekauft hast, ergibt sich daraus eine Kostenbasis von 4.200 USD. Beim Verkauf bei 75 USD ergibt sich eine Rendite von ca. 78,5 % auf das eingesetzte Kapital.

Beim Kauf der Call LEAP Option hast du eine Kostenbasis von 1.665 USD. Wenn die Call-Option beim Kurs des Basiswerts von 75 USD schließt, hast du einen Profit von ca. 1.855 USD. Folglich ist deine Rendite auf das eingesetzte Kapital von 111 %.

Mit der Option ist weniger Kapital nötig als beim direkten Aktienkauf und man erhält dadurch auch eine höhere Rendite auf das eingesetzte Kapital.

LEAPS Call als Aktien Ersatz [Video]

Risiken

Dein maximales finanzielles Risiko ist die gezahlte Prämie und dass du von weiterer Kurssteigerung nach Laufzeitende nicht profitierst. Erreicht der Basiswert nicht die Gewinnschwelle von 56,65 USD, oder läuft darunter seitwärts, machst du Verlust. Der Besitzer der Aktie könnte in diesem Szenario weiter auf Zeit spielen und auf eine Erholung hoffen.

Falls es sich um einen Dividendentitel handelt, erhält der Optionsinhaber keine Dividenden.

LEAP Puts

Mit Put LEAP Optionen kannst du beispielsweise dein Aktienportfolio gegen fallende Kurse teilweise absichern. Long Put Optionen gewinnen bei sinkenden Kursen des Basiswerts. Mit einer LEAP Option kann die Dauer Absicherung daher auch länger gewählt werden.

Beispiel LEAP Put

Mit einem Long Put LEAP können starke Kurseinbrüche zu einem Großteil kompensiert werden. Für ein gemischtes Aktiendepot wird daher gern ein liquider und diversifizierter ETF genommen, wie der SPDR S&P 500 Trust (SPY). Je nach Portfolio-Zusammensetzung kann das aber auch ein anderer ETF sein.

Dein Portfolio besteht aus 100 ETF-Anteilen des SPDR S&P 500 Trusts (SPY). Aktuell notiert SPY bei 425 USD. Du befürchtest gravierende Ereignisse innerhalb des nächsten Jahres und möchtest dein Bestand absichern.

Eine Möglichkeit ist ein LEAP Put zu kaufen: SPY Sep 15th ’23 425 Long Put. Die Laufzeit beträgt knapp 1 Jahr und die zu zahlende Prämie für die Absicherung 3.439 USD.

Put LEAP Option
Profit und Loss Diagramm. SPY 425P 9/15/23 at $34.39; 100× SPY at $427.03. Quelle: optionstrats

Das Diagramm zeigt, dass dein Portfolio durch At-the-Money Long Put LEAPS sofort geschützt ist. Allerdings benötigt es auch eine Wertentwicklung +8 %, um wieder in die Gewinnzone zu gelangen, denn die Absicherungskosten müssen erst wieder reingeholt werden.

LEAP Optionen: Vorteile und Nachteile

Aufgrund der langen Laufzeiten ergeben sich Vor- und Nachteile von LEAP Optionen. Die bekanntesten Einsatzgebiete sind Abbildung des Basiswerts mit Long Call LEAPs. Mit diesen Optionen können Anleger von Kurssteigerungen profitieren und müssen gleichzeitig weniger Kapital einsetzen, als für den eigentlichen Kauf von Aktien erforderlich wäre.

Anderseits kann eine langlaufende Put-Option zur Absicherung von Aktienbeständen genutzt werden.

Vorteile

  • Anfangs kaum Zeitwertverfall
  • Geringerer Kapitaleinsatz
  • Gehebelte Rendite möglich
  • Weniger Verwaltung (Lange Laufzeiten, weniger Rollen)
  • Weniger Transaktionskosten
  • Längere Absicherung möglich

Nachteile

  • Hohe Prämien
  • Ggf. eingeschränkte Auswahl an Optionen
  • Längere Kapitalbindung
  • Die Preise reagieren empfindlicher auf Änderungen der Volatilität
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FAQ LEAPS

Was ist eine LEAP Option?

Eine LEAP Option ist nichts anderes als eine Standard-Option mit einer Laufzeit von mehr als 1 Jahr. Sie zeichnen sich durch einen sehr geringen Zeitwertverfall in ihrer Anfangsphase aus.

Wofür werden LEAPS eingesetzt?

LEAPS können als längere Portfolio-Absicherung genutzt werden (LEAPS Put). Außerdem erlauben sie, mit weniger Kapital längerfristig von der Bewegung des Basiswerts zu profitieren (LEAPS Call). So können sie auch in kleinen Konten eingesetzt werden als Aktien-Ersatz.

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